ABBA :: Arrival
Das Coverfoto hat – mit Hubschrauber und weißen Kleidern – immer noch die Aura eines Notarzt-Einsatzes. Den Himmel haben sie schwarz gemacht, damit die Schrift besser steht. Aber es ist natürlich gerade die scheinbare Abwesenheit jeder Gefahr, jeder Dunkelheit, jeder Undurchdringlichkeit, die „Arrival“ zum paradigmatischen ABBA-Album macht. Im Oktober 1976 war das. Nur vier Jahre später sangen sie die düstersten Lieder, kamen damit aber nicht mehr auf Platz eins.
„Arrival “ ist die Platte mit „Dancing Queen„, „Money Money Money“, „Knowing Me, Knowing You“. Gerade der letztere Song gilt als ABBAs großer Schmerz- und Scheidungssong (obwohl die Paare damals noch zufrieden zusammen waren), doch die Musik sagt etwas ganz anderes: Sie ist der Klang einer großen Allversöhnung, in der alle Instrumente und aller Gesang zusammenfließen, in der sich die Unterschiede zwischen Girls und Gitarren auf ewig verwischen. Die Leute, die ABBA mögen, loben meistens das Songwriting – „Arrival“ ist aber auch ein produktionstechnisches Wunderwerk, eine Schaumwand aus Sound. Die zwei Männer Björn und Benny erzählen sogar, dass Radioleute richtig verstört gewesen seien, als sie das hörten.
Die neuerliche Deluxe-Ausgabe hat nur pflichtschuldige Bonus-Tracks, dafür eine DVD, die den Aufwand tatsächlich lohnt: unter anderem eine BBC-Show, in der die Band gefragt wird, ob die Frauen denn wenigstens alleine kochen würden, wo die Männer doch schon die Songs schreiben. Höchst interessant ist ein schwedisches Fernseh-Special, das vor allem die Ablehnung der Landsleute illustriert. Schon damals wurden ABBA als kommerzielle Fließbandmusiker beschimpft, Manager Stig Anderson als übler Geschäftemacher – weshalb er gleich im Mafia-Kostüm posierte. Eine Szene, die Frida beim privaten Fischebraten zeigte, wurde nicht verwendet: Das TV-Team hatte Angst, die Zuschauer könnten das für eine anbiedernde Inszenierung halten. Dann lieber in Kimonos auf der Bühne. Die Welt wurde nicht mehr poppiger.