Willie Nelson – Songbird
Man will ja nicht spötteln, dieser Songbird könne nicht fliegen, da doch der immergleiche Piepmatz so oft auf dem Innencover abgebildet ist. Aber von der Zusammenkunft Willie Nelsons mit Ryan Adams und den Cardinals (hier inklusive Neal Casal an Piano und Gitarre) hatte man sich doch einige tränenschürende, schmuddelige, superlässige, ja verblüffende Deutungen großer Songs erhofft.
Nun gibt es ein paar große Songs auf dieser Platte; wenigstens Leonard Cohens „Hallelujah“ und Gram Parsons‘ „$ 1000 Wedding“ – doch der Vortrag von „Night Time“ oder „Sunday Morning Comin‘ Down“ könnte nicht abgeschmackter sein. Nelsons ranziger „Rainy Day Blues“ eröffnet das Album, „Songbird“ von Fleetwood Mac ist in diesem Ambiente beinahe subversiv. Sülziger Background-Chor und die heulende Casal-Orgel schaffen immerhin ordentlich Stimmung. Aber die Interpretationen von „Sad Songs And Waltzes“ und „Amazing Grace“, tausendfach erprobt, hätte Nelson jemand ausreden müssen. Der Produzent nämlich: Ryan Adams.
Dass der Alte keinen einzigen Song von Adams singt (abgesehen vom eigens verfassten „Blue Hotel“), ist die böse Überraschung dieses Albums, das offenbar ebenso nachlässig hingeworfen wurde wie die armselige Ausstattung mit ein paar Fotos im Digipak. Willie Nelson ist vielleicht schon etwas wunderlich geworden, und Adams ist zu wenig eitel. So klampfen und knödeln sie knietief durch „Stella Blue“, „Yours Love“ und das unfassbar öde „We Don’t Run“, spielen Soli, die nach Bouzouki und Balalaika klingen, Willie knarzt „Hallelujah“ zur Pedal Steel, und abends sind sie wieder zu Hause. Beide Musiker bringen ja sonst jährlich mindestens zwei bis drei Alben heraus. Jetzt können sie sich auch eine gemeinsame Platte ins Regal stellen.