Johnny Clegg – One Life

Liegen die „Scatterlings Of Africa“ wirklich schon fast ein Vierteljahrhundert zurück? Der „weiße Zulu“ ist seit Ende der Siebziger im Geschäft, seine frühen Erfolge gingen der Weltmusik-Welle voraus. Und auch wenn die längst verebbt ist, Cleggs Sound hat ihr Kommen und Gehen unbeeindruckt überlebt. Was nicht heißen soll, dass jetzt Langeweile aufkommt. „One Life“ enthält 15 Songs mit viel typischem Hitpotenzial zwischen melodiösem Gitarrenpop und zupackenden Zulu-Färbungen in Chören und Rhythmen. Ein Opener mit leichtem Latin-Unterbau ist da noch eher außergewöhnlich, dann aber startet der Mann aus Johannesburg in die stampfende Hymne „Jongosi“, die mit bombastischer Spurenauffüllung einschließlich Atro-Chören nicht geizt – und schon ist er auf seinem Turf, seinem Terrain angekommen.

Das mit Juluka und Savuka dekadenlang erprobte Schema ist simpel, aber effektiv: Dick aufgetragene und stringent gebündelte rhythm section mit handfesten Chorsätzen, dazwischen regieren die locker swingenden Gitarren-Riffs und seine fordernd nasale Narration. Am stärksten sind die ausscherenden Momente: das testosteronschwangere „Bull Heart“ mit rotzig angerissener Stromgitarre, das gemächlich trabende „Thamela“ mit Afrikaans-Strophen, einer schwer atmenden Concertina, die einen Zulu-Chor schnaufend einfärbt, oder die außergewöhnlichen Harmonien des Refrains von „Touch The Sun“.

Cleggs Lyrik ist zuweilen plakativ in ihrer political correctness, wendet sich gegen Machtgier, Kindersoldatentum, ruft auf zu demokratischer Wachheit und greift Zulu-Weisheiten auf, er schwelgt aber auch mal in vergangenen Tagen. Angesichts der rasanten Entwicklung der urbanen Musik Südafrikas mag alles ein wenig antiquiert klingen, doch einige solide Songs erinnern an Cleggs kreativste Zeiten.

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