Andy Fairweather Low – Sweet Soulful Music
Fast hätten sie ihn kleingekriegt. Eric Clapton, Roger Waters und Co. haben Andy Fairweather Low mit so vielen Aufträgen als Studio- und Livemusiker zugeschüttet, dass der aus Cardiff stammende Gitarrist seit 26 Jahren kein einziges eigenes Album mehr zustandegebracht hat. Doch dann nahm er allen Mut zusammen, kündigte bei Clapton und kümmerte sich um die Selbstverwirklichung.
Herausgekommen ist „Sweet Soulful Music“, die längst fällige Unabhängigkeitserklärung des Mannes, der Ende der 6oer Jahre als Teenager mal Amen Corner anführte: ein herrlich relaxtes Album, auf dem sich Fairweather Low nicht nur als unaufgeregt-virtuoser Gitarrist erweist, sondern auch als empfindungsreicher Singer/Songwriter, der zwischen Soul, Blues und Country feine Melodien und Arrangements auftut. „I won’t be who you want me to be/ Can’t go where you want me to go/ I believe in myself and nobody else/ I wouldn’t say it if it isn’t so“, singt er jetzt trotzig in „Zazzy“, durch das ein Hauch Cajun weht. Und in „Don’t Stand“, das wieder einmal Fairweather Lows kunstfertige Gitarrenarbeit vorführt, die es nie nötig hat, sich in den Vordergrund zu drängen und die sich an Ukulele genauso entfaltet wie an der Slide-Guitar, insistiert er: „I don’t need what you think I want.“
„Sweet Soulful Music“, das Glyn Johns mit Liebe fürs Detail produziert hat, klingt beschaulich und steckt doch voller Spielfreude, hat einen Hang zur Spiritualität, gibt sich aber auch gerne mal grüblerisch oder ironisch. Die 13 Jahre, die er Eric Claptons Gastarbeiter war, sind an Andy Fairweather Low nicht spurlos vorübergegangen. Sein Gitarrenspiel und seine Stimme erinnern zwar an seinen ehemaligen Arbeitgeber, aber die Songs, die der 57-Jährige hier versammelt hat, sind besser als alles, das der Mann, den sie Gott nannten, in den letzten zehn Jahren produziert hat: vom „Hymn 4 My Soul“, das gospelartig unwiderstehliche Harmonien anhäuft, über den Country-Walzer „Bible Black Starless Sky“ und die ausgelassene Rockabilly-Vanante „One More Rocket“ bis zum Titelsong des Albums, der sich als überdrehte Uptempo-Soulnummer entpuppt. Hoffentlich hört sich Clapton das Album oft und gründlich an – und lernt daraus.