Babel :: Start 21. 12.
Nach „Amores Perros und „21 Gramm“ bleibt Alejandro Gonzales Inarritu seiner Handschrift treu, Menschen dem Zufall auszuliefern und ihre Leben schicksalhaft miteinander zu verketten, diesmal ausgeweitet auf globale Zusammenhänge. In chronologisch gebrochenen und virtuos verzahnten Episoden wirkt ein Schuss tragisch wie tröstlich auf drei Kontinenten nach. Die Kugel, abgefeuert in halbstarkem Leichtsinn von zwei marokkanischen Ziegenhirten auf einen gerade vorbeifahrenden Bus, trifft die Amerikanerin Susan (Cate Blanchett). Notdürftig versorgt von ihrem verzweifelten Mann Richard (Brad Pitt), droht sie in der kargen Hütte eines Dorfes zu verbluten, weil die US-Botschaft einen Terrorakt vermutet und den Rettungshubschrauber hinauszögert. Die Kinder des Paares hütet derweil die mexikanische Haushälterin Amelia, die zur Hochzzeit ihres Sohnes in der Heimat will und sie fahrlässig über die Grenze schmuggelt. Während die Polizei in der Gebirgswüste von Marokko unnachgiebig nach dem Schützen fahndet, plagen in Tokio pubertäre Probleme ein taubstummes Mädchen, dessen Vater das Gewehr bei seinem Jagdurlaub verschenkt hatte. Meisterlich, wie Inarritu diese Komplexität aufschlüsselt, im Politischen ganz intim bleibt und mit unaufdringlicher Virtuosität ergreifende Emotionen begreiflich macht.