„Blinde Weide, schlafende Frau“

von Haruki Murakami versammelt Short Stories aus zweieinhalb Jahrzehnten – und die sind von so unterschiedlicher Qualität, dass sogar der Autor sich im Vorwort dafür entschuldigen zu müssen glaubt. „Ich lerne aus meinen Fehlern… und wende das Gelernte beim nächsten Versuch an.“ Das ist löblich, noch schöner wäre es freilich gewesen, wenn er die misslungenen Geschichten gleich in der Schublade gelassen hätte. „Aufstieg und Fall von Knasper“ etwa, eine flache satirische Fabel über den Konservatismus des japanischen Literaturbetriebs, seine alberne Kafka-Adaption „Der Affe von Shinagawa“ oder die billig aufgeschminkte Horrorgeschichte „Der Spiegel“.

Man kann diese Stories in zwei Gruppen unterteilen. In den besseren taucht Murakami das ganz Alltägliche durch eine leicht eingeschränkte Perspektive in ein geheimnisvolles Licht. Seine Versuche im Surrealismus hingegen, also die Geschichten, in denen sich tatsächlich das Mysterium manifestiert, wirken fast immer platt, gesucht und kunstgeschreinert – und das zieht sogar die Sprache und die Dialoge in Mitleidenschaft. Mit dem Ergebnis, dass man jetzt auch den gelungenen Texten nicht mehr richtig traut.

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