Dave Edmunds – Subtle As A Flying Mallet
Das Regal Zonophone-Debüt mit „Rockpile“ hatte Dave Edmunds musikalisch breit gefächerte Interessen nach den spektakulären Love Sculpture-Showstücken neu definiert. Ihm waren von Willie Dixon und Chuck Berry über James Burton und Bob Dylan bis zu Neil Young und Ron Davies alle etwas weniger bekannten Songs willkommen, wenn er daraus höchst eigenwillige und jederzeit originelle Interpretationen machen konnte. Die von „It Ain’t Easy“ war mindestens die zweitbeste (nach dem selten zu hörenden Original), die von „Dance Dance Dance“ so hochklassig wie das von Crazy Horse, und aus dem bei Smiley Lewis noch so gemütlich klingenden Rhythm & Blues-Hit „I Hear You Knocking“ machte er mit massierten Slidegitarren und voll komprimierter Stimme ein so fulminantes Stück Rock’n’Roll wie aus Dylans „Outlaw Blues“.
Anstatt diese delikate Balance aus alten und neuen Songs zu halten, mutierte er eine Zeitlang zur besten wandelnden Oldies-Jukebox, vergrub sich in seinem Studio und nahm dort alte Chordettes- und Ronettes-Hits auf, die auf eigenem Label umgehend Top-Ten-Hits in England wurden. Vier Jahre vergingen, bis er seine zweite LP veröffentlichte, für die Verhältnisse damals eine Ewigkeit. Aber das war ihm wohl ziemlich gleichgültig, denn mit Produzenten-Jobs konnte er jederzeit seinen Unterhalt bestreiten. Beim Dutzend Aufnahmen, die dann als „Subtle As A Flying Mallet“ erschienen, hatten gelegentlich Nick Lowe und Brinsley Schwarz ein wenig assistiert. Im übrigen war das so solo eingespielt wie die ersten Platten des ihm geistig recht verwandten Kollegen John Fogerty nach dem Ende von Creedence Clearwater Revival. Klang-Wälle häufte er im Zweifelsfall bei seiner Produktion des Crystals-KIassikers „Da Doo Ron Ron“ noch höher getürmt auf als Phil Spector. Brillant waren seine Interpretationen, mit denen er sich hier erstmals als größter lebender Fan der Everly Brothers und von deren Evergreens aus der Archie Bleyer-Ära im besonderen outete. Obligatorisch waren neue Cover-Versionen anderer Chuck-Berry-Vorlagen, sensationell die von „No Money Down“. Das Traditional „Billy The Kid“ hatte er garantiert kürzlich auf einem Ry-Cooder-Album entdeckt, das aber so wenig sklavisch übernommen wie vorher seinen Neil Young. Für Kenner gab es eine hinreißend rock’n’rollende Neufassung von „I Ain’t Never“, 1959 ein Top-Hit für Country-Star Webb Pierce.
Das Sahnehäubchen war die Aufnahme von „Need A Shot of Rhythm & Blues“, an die von „I Hear You Knocking“ anknüpfend, die ganze LP aber letztlich nichts anderes als eine Kollektion erstklassiger Singles, aufgefüllt mit ein paar Studio-Outtakes und Live-Mitschnitten. Die dann wiederum studioperfekt klangen. Die kommen hier – mit zwei B-Seiten erstmals seit mehr als 30 Jahren wieder als Bonus-Tracks zu hören – in ganz famosem Remastering.