Kasabian – Empire
So müsste es sich anfühlen, fände man sich eines Morgens beim Erwachen unversehens im „Wild Boys“-Video von Duran Duran gefangen (wer erinnerte sich nicht an die gruselige Windmühle!): Martialisch gemeintes Georgele, stumpfe Trommeln, Bassgedröhn schubbert im Magen, düstere Soundgerüste ragen in den blutroten Nachthimmel, und irgendwie taumelt die ganze Szenerie beständig zwischen „sexy“ und „albern“. Lachen oder Lippenlecken – mitunter ist es schwer zu sagen, welche Seite gerade dran ist.
Man muss sie ja doch irgendwie mögen, die putzigen Gernegroße aus Leicester – und zumindest der Titeltrack ihres zweiten Albums, ein stampfender Tanzbär mit Glitternietenhalsband, ist eine adäquate musikalische Entsprechung zur kolportierten allgemeinen Übcrkandideltheit von Kasabian. „Stop!“, ruft Tom Meighan, „We’re all wasting awaa-hee-hee-hee-hey!“: eine schöne Verschwendungshymne, zu der man Häuser abreißen möchte oder zumindest im Unverstand in der Finsterdisco noch fünf Jacky-Cola mehr hinter die sogenannte Binde kippen.
Irre laut muss dieses Album gehört werden, das Gemisch aus Chemical Brothers, Happy Mondays, Primal Scream, so ungefähr „XTRMHTR“, manchmal einer kleinen Kula Shaker-Bollywood-Franse (und am Ende trötet dann tatsächlich auch noch eine abgeschmackte Morricone-Trompete). Mitunter klingt das dann wie die enghosige Testosteronvariante von Goldfrapp. Etwas zu mutwillig anstrengend ist der Klanghaufen von „Apnoea“ (was soviel wie Atemstillstand bedeutet), und nach all dem Getöse wirkt der einzige softige Balladenschunkler „British Legion“ dann doch eher eher wie ein Karaoke-Scherz, komplett mit Fake-Bob-Dylaneskem Geschnarre von Gitarrist Serge Pizzorno, in den man hereinstolpert wie
nach einer Vollbremsung aus voller Fahrt – ein Bruch in der ansonsten sehr geschmeidigen Melange aus Rock und Strom. Vielleicht, wer weiß, funktioniert „Empire“ tatsächlich als Vermittlungsangebot, wenn sich auf der nächsten Party gestreifte Indiegäste und Elektrohörer um den Plattenspieler balgen.