Sophie Auster – Sophie Auster
Gerade 16 Jahre alt war sie zum Zeitpunkt der Aufnahme. Es ist also schon achtbar, dass die Jung-Schauspielerin neben ihrem hübschen Cover-Halbprofil zwei sogar im Umfeld überzeugende Texte zum Gelingen dieses Projekts beisteuern konnte – und stimmlich eine formidable, variantenreiche Melange aus jugendlichem Elan, großem Gefühl und erwachsener Tragödie. Sophie Auster darf sich wirklich Singer/Songwriter nennen.
Zum Ereignis jedoch werden diese elf vertonten Gedichte, unter ihnen drei ihres berühmten Vaters Paul sowie von ihm ins Englische übertragene Poeme französischer Lyriker wie Paul Eluard, Philippe Soupault oder Tristan Tzara, auch durch ihre prächtig changierende musikalische Kulisse. Die stammt von den Multiinstrumentalisten Michael Hearst und Joshua Camp, die sich One Ring Zero nennen. Ihr mehrfach eingesetzter Höfner-Violinbass sorgt für einen feinen Hauch von Pop-Referenz. Ansonsten begeben sich die beiden mit ihrer charmanten jungen Klientin sehr tief in die Geschichte des französischsprachigen Chansons a la Brel oder Piaf, der Cabaret- und Theater-Musik, des klassischen Rock’n’Roll und des süffigen Lounge-Jazz.
Auf dem wunderschön schwülstigen Moll-Teppich von „Word Heat“ räkeln sich Akkordeon, Claviola, Klarinette und B-3, und Sophie dramatisiert dazu mit dem hemmungslosen Vibrato und Gestus eines Marc Almond. The stars they are. „The Swimmer“ lässt mit dem plakativen Pathos und dem angejazzten Tango-Schwung eines Kurt-Weill-Songs die Musette-Tradition aufleben. „Sailor Girl“ und „The Lover“ gehen unter die Haut wie die frühe Tori Amos oder das Beste von Suzanne Vega. Keinen Fußbreit der unerträglichen Seichtigkeit des Seins. „The Door“ und besonders der wummernde „Jitterbug Waltz“ mit toll heulender Hammond sind dafür fliegende Petticoats, glänzende Chromkühler und Hasenfuß-Rennen.
Keine Spur von modern ist das alles, und nostalgisch bis zum Abwinken. Aber dieser Auster verschließt sich niemand. Das nächste Album soll bereits in Planung sein. Hoffentlich wieder mit Hearst und Camp. Denn sie wissen, was sie tun.