„Amerikanisches Fegefeuer“
(Tropen,19,80 Euro) von John Haskell ist ein melancholischer, traumwandlerischer Selbstfindungstrip durch die Staaten, so eine Art „On The Road“ auf katholisch. Während Jack an der Tankstelle Süßigkeiten kaufen geht, verschwindet Anne plötzlich mit dem Wagen. Er entdeckt unter ihren Sachen eine mit Streckenmarkierungen versehene Straßenkarte und macht sich auf die Suche nach ihr quer durch die USA. Schließlich findet er sie tatsächlich und muss sich das Unvermeidliche eingestehen: Es hat einen Unfall gegeben an jener Tankstelle, bei dem nicht nur Anne ums Leben gekommen ist, sondern auch er selbst. Seine Leidenszeit auf Erden ist das Purgatorium, von dem der Titel kündet. Jack muss sich erst mal von allen sieben Todsünden (Hochmut, Zorn, Neid etc.) – in exakt sieben Kapiteln! reinigen, um in den Himmel vorgelassen zu werden. Die Strukturdes Romans ist etwas statisch und deshalb vorhersehbar. Schon beim zweiten Kapitel („Ira“) hat man’s begriffen und beobachtet den Autor dabei, wie er es hinzirkelt, damit auch ordentlich Zorn ins Spiel kommt. Zudem ist Jack ein echter Schwätzer, der nichts beschreiben kann, ohne gleich einen wahrnehmungs- bzw. existenzphilosophischen Exkurs anzuhängen. Dieses skeptisch-verwirrte, alles hinterfragende Dampf- und Dauer-Räsonnement legt sich wie ein Schleier vor die Romanrealität und entrückt sie so. Das ist ästhetisch nur konsequent, um Jacks wachtraumartigen Schwebezustand zwischen dem Diesseits und Jenseits abzubilden, macht die Lektüre aber nicht immer zum reinen Vergnügen.