Justin Balk – Golden

Die Tiefstapelei im ersten, irre ansteckenden Song „Hi“ ist natürlich Unsinn. „Mein Kopf ist wie eine Vorstadt/Wohin ich auch renn’/Jeder Gedanke wurd‘ schon einmal gedacht“, singt Justin Balk da, und man denkt sofort: Na und? Es kommt doch nur darauf an, wie man die universellen Ideen verpackt, und das macht er: fabelhaft.

Die Musik des Hamburgers orientiert sich wie beim Solodebüt „Justin Balk“ von 2003 an lässigem amerikanischem Gitarren-Pop, deutsch ist da nichts, nur die Sprache. Doch die Texte sind zum Glück nie „befindlichkeitsfixiert“, wie Marcus Wiebusch von Kettcar das immer so schön nennt, sondern behalten die Realität im Blick. Sie erzählen kleine Geschichten wie die von Arne und Jenny, deren Abend voller „Potenzial“ mit einem schlafenden Kerl auf der Couch endet, oder drehen sich wie „Weiter weiter weiter“ auch mal um Sinnsorgen („Es geht nicht darum, wie viel Einträge du bei Google hast/ Es geht auch nicht darum, so zu sein wie die, die du verehrst/ Es geht um diese kleinen Details, die dich immer wieder umhauen…“), aber selbst wenn ein Stück „Sei mein Freund“ heißt, gelingt es Balk, nicht kitschig zu klingen. Was vor allem an der Stimme liegt, die genau die richtige Distanz zum Erzählten hält, und an einer sehr angenehmen, freilich typisch norddeutschen Eigenheit: Er erspart uns unnötige Rührseligkeiten. Die Worte für sich sprechen zu lassen, das reicht – gerade bei Liebesliedern wie „Die erste Tätowierung“ (Wer rausfindet, was die einzuritzenden Buchstaben zusammengesetzt bedeuten, soll sich bitte melden!), bei Schnurren wie „Du küsst wie ein Rockstar“ sowieso.

Am Ende, versteckt hinter dem tieftraurigen „Gerne gehen“, singt Justin Balk noch das Titelstück: „Die Zukunft, sie scheint golden“. Hoffentlich!

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