Madeleine Peyroux – Half The Perfect World
Madi, wie ihre amerikanischen Fans sie nennen, hat ein wunderbares Handicap: Ungeachtet ihrer Sogwirkung auf Millionen von Menschen jeglichen Alters taugt sie nicht zur Entertainerin. „Smile“ kann für Madeleine Peyroux keine Bühnenanweisung sein, weil jeder mitkriegt, wenn die 32-Jährige mal (wieder) nicht so gut drauf ist. „Smile“ steht deshalb passend am Ende ihres neuen Albums in der fatalistischen Chaplin-Version: „Lächle, wenn dein Herz bricht“.
Und noch ein wunderbares Handicap hat die Peyroux: Unweigerlich erinnert die Stimme der Ex-Straßensängerin an Billy Holiday. Umso wichtiger ist, dass sie sich alle Songs, die sie singt, radikal zu eigen macht. Das gelingt ihr zwar auch auf „Half The Perfect World“, aber an die unwiderstehliche Ausstrahlung ihrer Version von Leonard Cohens „Dance Me To The End Of Love“ vom 2004 erschienenen Album „Careless Love“ kommt sie dabei nicht ganz ran. Eine Latte, die allerdings auch elend hoch hängt.
Die Mannschaft ist weitgehend dieselbe geblieben: David Piltch (Holly Cole Trio) am Bass, Dean Parks (Steely Dan u.v.a.) an der Gitarre und Sam Yahel als Keyboarder, der vor allem auf Hammond und Wurlitzer-Piano setzt. Leonard Cohen steht diesmal sogar für zwei Songs gerade, die er mit Anjani Thomas geschrieben hat: den Titeltrack und das zwischen Begehren und Verwundbarkeit angesiedelte „Blue Alert“, für das Produzent Larry Klein wieder einmal auf die klassiche Peyroux-Kombi setzt: geschrubbte Gitarren-Viertel und trockene Akzente von Hammond und E-Piano.
Bewährt ist auch das Team Madeleine-Larry-Jesse (Harris), dem sich das bluesige „A Little Bit“ verdankt, der auf Peyroux-Hit getrimmte Swing-Schrubb „Califonia Rain“ und ein wunderbar schläfriger Walzer: „Once In A While“. Beim Opener „Im All Right“ saß Walter „Steely Dan“ Becker mit im Komponistenboot, um zeitlose Hitqualitäten bemüht. Eher nostalgisch: die Cover-Versionen von „Summer Wind“, „Everybody’s Talkin'“ und „La Javanaise“. Und ganz eigen das im Duett mit K.D. Lang gesungene Joni-Mitchell-„River“.
Nothing is perfect, „Careless Love“ kam dem verdächtig nahe. Aber halb perfekt ist auch nicht schlecht.