In den Süden Laurent Cantet :: (Start 21.9.)
Weiße Strände, Palmen, Sonne und Sextourismus. Es sind keine fetten Männer, die sich blutjunge Mädchen greifen, wie es sich Frauenrechtlerinnen anklagend ausmalen, sondern alternde Amerikanerinnen. Auf Haiti, während der Diktatur von Duvalier in den 70er Jahren, lassen sie sich von jungen, athletischen Schwarzen verwöhnen. Es hat was von kolonialistischen Motiven, wie die blasse und blasierte Ostküstendame Ellen (Charlotte Rampling) auf ihrem Liegestuhl unter dem Sonnenschirm thront, die lächelnden Jungs zu ihren Füßen, und weltgewandt lästert. Ihr selbstherrlicher, süffisanter Spott trifft vor allem die Enddreißigerin Brenda (Karen Young), die naiv von einer Liebe mit dem charismatischen Legba (Menothy Cesar) träumt. „Er gehört allen, er entscheidet“, stellt Ellen klar und glaubt doch, ihn ohne Gefühlsduselei besitzen zu können. In das intime Verlangen der Frauen, das trügerische Idyll und die verdängte Ausbeutung mischt Cantet klug, einfühlsam und desperat politische Metaphern von Macht, Gewalt und Unterdrückung, die in einer Katastrophe münden.