Pink Floyd – Pulse
Es ist eine köstliche Ironie, dass die Pink Floyd der Stufe III genau jenes megalomanische Unternehmen geworden waren, das Roger Waters in „The Wall“ vorweggenommen hatte (das er mit der Berliner „The Wall“-Inszenierung allerdings auch selbst heraufbeschwor). Das Konzert 1994 im Londoner Earls Court bedeutete in jeder Hinsicht die letzte Entwicklungsstufe des Monstrums: Die Zuschauerreihen sind quadriert wie bei einer Kundgebung in „1984“, die Kameras fliegen durch die Halle, um die Lichterdome, den Budenzauber und die Pyrotechnik einzufangen, und inmitten des Kitschmeeres steht stoisch David Gilmour wie der Buchhalter der Legende; immer wieder sieht man Nick Masons Hinterkopf beim gemütlichen Trommeln, Rick Wright wuselt an den Keyboards, drei Sängerinnen säuseln. Schon wahr. Waters bemüht ebenso viele Musiker, freilich nichts von den Schauwerten. Auf der Doppel-DVD gibt es sogar die aufdringlichen Screen-Videos aus dem Konzert, separat und mit Jubel im Hintergrund – bei „Brain Damage“ natürlich denunzierende, peinliche Aufnahmen von George Bush I, Bill Clinton, Margaret Thatcher, Helmut Kohl, Saddam Hussein, Imelda Marcos, Boris Jelzin. Der erste Teil des Konzerts besteht aus Gemischtwaren, überwiegend ohne geistige Mitwirkung von Waters; der zweite ist „The Dark Side Of The Moon“ komplett. Bei den Zugaben verziert Gilmour „Wish You Were Here“ mit Gitarren-Sperenzchen und Kopfstimme, als wäre das Stück nicht sentimental genug. Am Ende entfaltet sich ein Kandelaber an der Decke, ein Feuerwerk bricht los. Und das Schwein pfeift.