Chris Stills – Chris Stills
Pikanterweise war es eben nicht Vater Stephen Stills, der dem Sohn Chris (heute 32) das Gitarrespielen beibrachte, sondern ein Roadie von Crosby, Stills & Nash. Sicher aussagekräftig für die Familienpsychologie, aber musikalisch kann man da nichts reininterpretieren. Vor acht Jahren klang die erste Platte des besagten Chris nämlich echt wie ein typisches Produkt aus der Stills-Linie, in der – nicht mehr sonderlich spannenden – Spannung zwischen Roots-Folkigkeit und Westcoast-Süße. Aber okay. Die Stimmen sind sich ähnlich, Chris Stills kann schön singen, so schön, dass es auch die Leute merken, die sich mit Gesang nicht so auskennen.
Diese Aura des maßlos leicht Verständlichen hat das späte zweite Album auch – das Stills-Team scheint ihn jetzt eher in der James-Blunt-Richtung zu sehen, als sweetheart of the radio.
Tagsüber-Schiene. Noch stärker als seinerzeit Prominentenkind-Kollege Jeff Buckley (dessen Schlagzeuger Matt Johnson hier mitspielt) baut Chris Stills auf romantischen Schnickschnack, grundloses Falsett-Heulen und zarte Kuschelrock-Mechanismen – die Liebe: eine Lawine; die Dämmerung: ein Fluss; nochmal die Liebe: ein Schwingen an brennenden Seilen, und so klingen die Songs auch oft, nach nieselregnerischem Songwriter-Pop mit stark übertriebenem Sentiment und, der Hörgewohnheit geschuldet, leichtem Groove. Langweilig. Viele Lieder wären dabei gar nicht übel, zum Beispiel das mit Ryan Adams geschriebene „For You“.
Drei Stücke singt Stills auf Französisch, der Mutter Veronique Sanson zuliebe. Unter anderem, wörtlich übersetzt und treu nachgespielt, „The Weight“ von The Band: „J’ai parke a Nazareth…“ – so bizarr kann es sein, wenn Amerikaner Wege zum Kultur-Brückenbau suchen.