„Mann ohne Land“ von Kurt
von Kurt Vonnegut zehrt wie die letzten Bücher des großen Autors schon ein wenig von dessen Nimbus. Dennoch liest man es gern, wie er hier greisenweise, lakonisch in kleinen erzählerischen Essays und Aphorismen mit seinem Leser plaudert, die Bergpredigt als sozialistischen Urtext deutet, sich kluge, wenn auch nicht so ganz neue Gedanken macht über die existenzielle Grundierung des Witzes und immer schön wettert über die „Sucht“ nach fossilen Brennstoffen – und noch schöner über „sein“ Land und „seine“ Leute. Alles richtig, nur an ein paar Stellen vielleicht doch hart am Rande des gut Gemeinten. Schöner sind da seine kleinen Alltagsgeschichten und Bekenntnisse.
Er sei ein „Luddit“. konstatiert er an einer Stelle, jemand, der „neumodischen Mistkram“ hasst, deshalb schreibt er auch noch mit der Schreibmaschine. Warum? Das unordentliche Schreibmaschinenmanuskript gibt ihm die Gelegenheit, mit seinem „Schreibfräulein“ zu telefonieren und sich wunderbar zu unterhalten, danach darf er wegen eines Briefumschlages zum Kiosk gehen – denn er muss ihr das Skript ja mit der Post schicken -, sich in die Schlange stellen und mit vielen netten Menschen reden, und schließlich sogar an der Gummierung lecken. Auf all diese schönen Dinge mag er einfach nicht verzichten. Vonnegut besitzt Selbstironie und Charme für zwei – er ist einem auch noch sympathisch, wenn man anderer Meinung ist.