Ali Farka Toure – Savane
Natürlich war das Medienecho auf den Tod Ali Farka Toures im März diesen Jahres enorm: Kaum ein anderer afrikanischer Musiker der letzten Dekade(n) ist in Europa so bewusst wahrgenommen und als eine Art Symbolfigur verstanden worden wie der alte Mann aus Mali, der Geisterbeschwörer und Saitenschamane. Toure mit Ry Cooder (auf dem Grammy-gekrönten „Talking Timbuktu“, 1994), vor der Kamera Martin Scorseses (in „Feel Like Going Home“, 2003) und im Duett mit Toumani Diabate (auf „In The Heart Of The Moon“, 2005) – mindestens das letzte Drittel dieses Lebens war vom Grenzgang gekennzeichnet, von der Suche nach den Gemeinsamkeiten der Kulturen.
Auch „Savane“, das Toure wenige Wochen vor seinem Krebstod fertigstellte, ist bis oben hin voll mit afrikanischem Desert Blues, der hier mit allerlei Gitarren, Njarka (eine einsaitige Fiedel), Ngoni (eine Art traditionelle Laute) und Percussion vorgetragen wird. Außerdem dabei: James-Brown-Saxofonist Pee Wee Ellis.
Sehr monotone, archaische, spirituell versunkene Musik ist das, in der man natürlich auch als Zaungast vieles wiedererkennen kann; Toure wurde nicht ohne Grund allzu oft the African John Lee Hooker genannt und spielt seinen foot stomping blues im mittleren Tempo, mit stoischem Minimalismus und meist tiefem Murmeln. Doch auf „Savane“ hört man auch das andere Wesen dieses Blues, das Tribalistische, das durch und durch Afrikanische und Landverwachsene, das die Stadt nicht kennt. In den letzten Jahren seines Lebens hatte Toure sich abgewandt von den Tourneen und dem europäischen Interesse und sich stattdessen der Landwirtschaft, der eigenen Familie und der regionalen Politik gewidmet – Toure war seit 2004 Bürgermeister seiner Heimatstadt Niafunke. „Savane“ ist keine Platte ausschließlich für Spezialisten, Weltmusikhörer oder Bluesologen. Vielmehr berühren Lieder wie das Country-eske „Penda Yoro“, der Talking Blues „Ledi Coumbe“ und das orientalische besprengte „Ewly“ mit ungemein dichten Performances und einer Tiefenschärfe, der man auch ohne Geheimwissen die genuine Inspiration eines fraglos ungewöhnlichen Lebens abspürt,