Def Leppard – Yeah!
Das mag jetzt schwer zu glauben sein, aber: Ich habe mich auf ein neues Def Leppard-Album gefreut. Ein paar Sekunden lang, bis mir die letzten Platten wieder ins Gedächtnis kamen. Auch wusste ich nicht, dass es sich nur um Coverversionen handeln würde. Um sehr, sehr vorhersehbare noch dazu. Aber um die geistige Verzögerung zu erklären: Es gab eine Zeit, da konnte man Def Leppard mögen. Sie waren nie eine Band zum richtig Lieben, aber abgesehen von den Union-Jack-Stretchhosen und den schlechten Frisuren waren sie eine respektable Rockband mit zwei Alben, die kein 80er-Jahre-Hardrocker nicht kannte: Zu Zeiten von „Pyromania“ und „Hysteria“ gab es nur eine andere Mainstream-Institution, die ähnlich viele Hits hatte, Bon Jovi. Beide Bands waren natürlich leichte Ziele für Hohn und Spott, weil bei Mädchen beliebt (die einen mehr als die anderen), gern mit Klischees spielend und vor allem viel zu poppig, um bei „Monsters Of Rock“ abzuräumen. Der Unterschied war: Def Leppard wussten das, und Sänger Joe Elliott konnte lange darüber lachen, über sich selbst und die Tatsache, dass keiner einsehen wollte, dass Stücke wie „Pour Some Sugar On Me“ als Scherz gedacht waren. Bis der Erfolg dann gar nicht mehr wiederkam. Da wurde Elliott wütend, dass Grunge ihm das Wasser abgegraben hatte. Oder war es die eigene Unbeweglichkeit?
Nach vier Jahren Ruhe covern die Briten jetzt 14 Songs, die ihnen viel bedeuten. Ungefähr die Hälfte der Helden, vor denen sie sich verneigen, hätte ich sofort aufzählen können, ohne auf die Tracklist zu schauen: Sweet („Hellraiser“, logisch), T. Rex („20th Century Boy“), David Essex („Rock On“), Mott The Hoople („The Golden Age Of Rock & Roll“), Thin Lizzy („Don’t Believe A Word“), Free („Little Bit Of Love“). Faces („Stay With Me“, von Gitarrist Phil Collen gesungen). Die Großen der 70er Jahre eben, die prägende Zeit für die Proletarier aus Sheffield. Dazu die noch etwas größeren Helden David Bowie („Drive-In Saturday“ immerhin), Kinks („Waterloo Sunset“) und Roxy Music („Street Life“), ein bisschen ELO, Blondie und Badfinger. Und fertig ist das Comeback. Kein Überraschungsschlag.
Warum das Album trotzdem mindestens zwei Sterne verdient: Weil Elliott immer noch ein kraftvoller Sänger ist, weil natürlich alles perfekt produziert ist (aber ausnahmsweise nicht aalglatt), und weil Def Leppard höchstwahrscheinlich wirklich Spaß haben an dieser Sache. Mehr Spaß als ich, aber das sei ihnen gegönnt. (