Ab durch die Hecke Tim Johnson :: Leinwand
Wer noch Spaß haben will mit Kino aus Hollywood, muss sich die Animationsfilme von Pixar und Dreamworks ansehen. Die Aussage gilt bereits seit Jahren. Je fader, stereotyper, einfallsloser die Spielfilme aber werden, desto mehr erstaunt mit jedem neuen Werk die Beständigkeit der beiden Trickfilmschmieden. Zumal auch die zaghaften Konkurrenten auf diesem Feld patzen. Mithalten kann hier einzig noch Blue Sky, die junge Firma der“Ice Age“-Schöpfer. So sind deren Filme fast schon ein eigenes Genre, wie es einst für den Monopolisten Disney bei Zeichentrickfilmen galt. Witziger, rasanter und raffinierter hahen sie mit phantasievollen, irrwitzigen Figuren und Gags und einer Fülle an Filmzitaten die gezeichneten Bilder in die digitale Zukunft überführt, womit Disney überfordert ist.
Was auffällt bei dieser Troika der Trickfilmkunst: Sie sind alle in relativer Unabhängigkeit von der großen Traumfabrikbetriebsamkeit gestartet, was offenbar stark die Kreativität fördert. Pixar ließ bis vor kurzem seine Produktionen von Disney lediglich ins Kino bringen, Steven Spielbergs neu gegründetes Studio Dreamworks forderte die Traditionsfirmen heraus, Blue Sky ist ein Zwerg mit Fox als Vertriebspartner. So gedeihen Ideen, die in den komischsten, respektlosesten Momenten an die Anarcho-Cartoons von Bugs-Bunny-Erfinder Tex Avery erinnern.
Seit Pixars „Toy Story“ von 1995 ist jedes Jahr an stets besseren und realistischeren Effekten gefeilt worden. Die technischen Aspekte sind mittlerweile in den Hintergrund getreten. Dreamworks‘ „Madagascar“ ist schon nahe an Disney, den Unterschied zeigt jedoch Disneys eigenes, ähnlich konzeptioniertes, aber zahnloses CGI-Abenteuer „Tierisch wild“. Auch bei „Ab durch die Hecke“ generiert Dreamworks für die digitale Animationstechnik kaum einen Fortschritt. Der freche Wortwitz und Slapstick immerhin ist hochamüsant.
Da erwachen einige der Tiere aus ihrem Winterschlaf, und der halbe Wald ist weg. Und damit natürlich auch ihre natürlichen Futterquellen. Stattdessen steht dort eine riesige Hecke und dahinter eine schmucke Vorstadtsiedlung. In „Madagascar“ waren bequeme Zootiere der Wildnis ausgesetzt, letzt entdecken Waldtiere die Zivilisation. Durchstöbern Mülltonnen, stürzen sich mit Heißhunger auf Chips, Kekse und Donuts. Der Waschbär Richie, ein Herumtreiber und Sprücheklopfer, preist der ängstlichen Schildkröte Verne, dem Punk-Stinktier Stella, zwei theatralischen Oppossums, dem hyperaktiven Eichhörnchen Hammy und einer Stachelschwein-Familie das Reich der Menschen als Segen. Die Welt, die sie so entdecken, erscheint völlig fremd.
Und wenn sie beim Showdown einen vom Kammerjäger verminten Garten überwinden, wobei die Bilder im „Matrix“-Stil kurz einfrieren, sieht man allein an dieser Action-Sequenz, was Realfilme nicht mehr leisten.