She Wants Revenge – She Wants Revenge

Ob es mächtig rotiert unter dem Stein mit der Aufschrift „Love Will Tear Us Apart“? Ach, lieg stille, Ian. Ist doch ganz dufte, dass dein dunkler und leidenschaftlich oszillierender Bariton jetzt wieder zu hören ist. Streng genommen ja sogar doppelt. Aktuell staunen wir über den She Wants Revenge-Vokalisten. Aber wir wollen nicht Interpols Paul Banks vergessen, der sich schon seit Jahren so achtungsvoll vor Joy Division verbeugt. Hat der DeLorean mit dem Flux-Kompensator wohl schnell einen Abstecher zum Macclesfield des tödlichen 18. Mai 1980 gemacht und auf magische Weise noch Curtis‘ Klang ins Heute gerettet. Bevor das verfluchte Seil um den Hals alles beendete. „Out Of Control“ und „Tear You Apart“ verweisen anscheinend schon im Titel auf die Wave-Pioniere aus Manchester. Sänger Justin Warfield weist simples Epigonentum aber für sich und Kollege DJ Adam 12 weit zurück: „Wir wollten einfach eine Platte machen, die Mädchen zum Tanzen und Weinen bewegt.“

Tatsächlich klingen die zwölf ungeschliffenen Nummern (plus hidden track) wie die Essenz der 80er Jahre. Elektronik nach alter Düsseldorfer Schule, pulsierende Synthie-Klänge, monoton dröhnende Gitarren und Maschinen-Beats. Bumm-bummbumm. Frühe Depeche Mode, Soft Cell, Bauhaus, natürlich auch New Order. Voller Nostalgie hören wir wieder Liebeslieder der kaputteren Sorte, nicht neu, aber packend. Es geht um kühle Distanz und verhängnisvolle Affären, um gefährliche Frauen, gefährdete Männer und umgekehrt. „She’s in the bathroom, she pleasures herself, says I’m a bad man“, lassen die Amis mit britischem Zungenschlag in „These Things“ verlauten. „As I whisper in your ear, I want to fucking tear you apart“, beichten die beiden aus San Fernando Valley. Und in „Monologue“ geht es um die schmerzhaften „Freuden“ riskanter sadomasochistischer Beziehungen: „Just give me the safe word and take my hand, and smack me in the mouth my love.“ Unter der Spiegelkugel ist noch immer kein Platz für Blümchen-Sex. Du hast es geahnt.