The Stills – Without Feathers

Die Kanadier legen ein fulminantes zweites Album vor Und los! Die Gitarre in fliegendem Galopp, Tamburin, Drums, Bass und B3 im dramatischen Crescendo. Da geht doch was! „In The Beginning“ ist ein fulminanter Aufbruch, ein musikalischer Imperativ. „It’s nice to see you’re moving on. I know it’s hard to carry on“, deklamieren die Kanadier weise. Kein Widerspruch. Dabei erhöhen sie im Vergleich zum lebensklug betitelten 8os-Pop-Vorgänger „Logic Will Break Your Heart“ gleich mal markant die Pulsschlag-Zahl. Damals war vor allem viel Smiths und Cure im Spiel, viel Liebe, Tod und Moll, universelles („Lola Stars And Stripes“) und privates („Gender Bombs“) Armageddon. 2004, ihr Jahr im Karriere-Overdrive, haben sie beneidenswert aufrecht überstanden. Am Ende standen leider allerhand kaputte Beziehungen und interne Streitereien, aber eben auch ein frisches Lineup für die Band aus Montreal.

„Changes Are No Good“ glaubten sie noch auf dem Debüt. Das war aber ein Irrtum. Dieses Album eilt, die übliche Selbstneuerfindungs-PR-Prosa hin oder her, von einem feinen Höhepunkt zum nächsten. „The Mountain“ ist so eine rauschhaft zerrende Adrenalin-Hymne. „Oh Shoplifter“ schicken Tim Fletcher, Hamelin und diverse Szene-Komplizen mit der lässigen Rummelplatz-Lakonie von They Might Be Giants auf den Weg. Und auf die triumphalen Hörner im bösen „Destroyer“ wäre sogar George Martin stolz. Dennoch, die puren Songs stehen im Fokus. Kein Glam, keine Gimmicks und keine coolen Tricks. Nur Melodie, Rhythmus, Energie, Vision, Hingabe. Ihr plakativer Anspruch sei möglichst vielen allzu smarten Kollegen zur gelegentlichen Adaption ans Herz gelegt: „Scheiß‘ auf die Effekte, Stöpsel‘ den Amp rein – und fühl‘ irgendetwas!“ Auch wenn es mal weh tut. Billiger geht es nicht.

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