Gina Villalobos – Miles Away
Das ist clever. Zumal es dann keine Spur nur clever klingt. Die nahe liegenden Referenzen – von Lucinda Williams (Stimme) über Früh-70er-Stones (Sound) bis Chrissie Hynde (Straßenkatzenflair) – schwirren auch diesmal durch den Kopf, wenn sich das neue Album von Gina Villalobos dreht. Und dann kommt wieder dieser eine Song, der die Referenzen durcheinanderwirbelt, ohne auch nur leise an der künstlerischen Integrität der Protagonistin zu rütteln. Diesmal allerdings schon an vierter und nicht erst an siebter Stelle.
Hatte die Kalifornierm auf „Rock’n’Roll Pony“ noch den Karl Wallinger/World Party-Hit „Put The Message In The Box“ in einem schlanken Country-Rock-Arrangement neu aufgezäumt, so lässt sie sich jetzt waidwund in „If I Can’t Have You“ fallen, aus der Feder der Herren Barry, Robin und Maurice Gibb.
Fallen in vielerlei Beziehung ist überhaupt ein gutes Stichwort für „Miles Away“, für die zehn Songs, die da einfach anfielen, unterwegs zwischen England und Australien, Neuseeland und Holland. Und dann von Könnern wie Geigerin J’Anna Jacoby (Merle Haggard) und Pedal Steeler Joshua Grange (Dwight Yoakam, Victoria Williams) daheim in Hollywood entsprechend ausgeleuchtet wurden. Wobei es vor allem zwei Songs sind, in denen Villalobos die ewige Geschichte der Straße noch mal so erzählt, als wäre es die allererste. Oder die allerletzte. Da ist „Let’s Fall Apart“ (ha!), eine sanfte Hotelbettmeditation mit einer höchst aparten Melodie und einem Schluss, der alles offen lässt. „Let’s just fall apart, how ‚bout we lose ourselves, and find us in the dark.“ „Somewhere To Lay Down“ erklärt sich von selbst, es sei aber auf die unsterblichen Zeilen hingewiesen: „Leave a bag for my bones, for now I’ll hang off your walls.“
Ganz am Ende fleht Gina Villalobos, jemand möge sie doch vor ihr selbst retten. Komisch. „Miles Away“ erweckt doch eher den Eindruck, als könne sich diese Frau ganz prima am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen.