David Gilmour – On An Island :: (EMI)

Man erwartet nicht viel von einem Soloalbum aus der Feder David Gilmours. Gilmour hat nach Waters‘ Weggang bei Pink Floyd vor einem Vierteljahrhundert kaum mehr als ein, zwei gute Songs geschrieben und aus Pink Floyd eben den sinnentleerten, bloß noch als Marke gedachten Wanderzirkus gemacht, den Waters mit „The Wall“ angeprangert hatte.

Wenn Gilmour seine Platte nun „On An Island“ nennt, dann bedeutet das mehrere Dinge gleichzeitig. Erstens: Gilmour spielt unter dem eigenen Namen ganz für sich, ohne die besagte Marke bedienen zu wollen, probiert diese und jene Gitarre und illustriert eine Art künstlerischen Lebensabend. Deshalb ist das dritte Solowerk gar nicht wirklich bombastisch, sondern eher inwendig, etwas meditativ schlurfend.

Schon beim ersten richtigen Lied – am Anfang steht natürlich ein kurzes Gitarreninstrumental – kommt alles zusammen. Die weich pochenden Trommeln, die weihevollen Keyboards, die sieben Minuten Musik: Weder Pink Floyd noch Waters oder Gilmour haben seit Mitte der Siebziger so punktgenau nach Pink Floyd, Höhe „Wish You Were Here“ und „Animals“, geklungen. Das Gitarrensolo! Das hatte ich vermißt. Dazu kommt der ganz laut nach vorn gemischte Chor aus Gilmour und Rick Wright sowie David Crosby und Graham Nash, der auch für eine Erinnerung an früher gut ist.

Zweitens: Gilmour erschafft diese verklärt romantische, besinnlich abendrote Musik im Kreis seiner Freunde. Phil Manzarena (hier als Produzent!), Richard Wright, Robert Wyatt, Storm Thorgerson: Die Klasse von 1967 hat nach einigen Jahren der relativen Funkstille die Freundschaften wieder eng geknüpft und verständigt sich auf die gemeinsame Vergangenheit, dessen Anfangspunkt im Swinging London der entscheidende Moment dieser Biographien ist. Man möchte noch viel erzählen! Daß Gilmours Frau Polly Samson die Texte schrieb. Daß ein Klavierlied namens „Smile“ besonders gut gerät, während diverse andere Stücke freilich eher langweilig sind. Und daß Manzanera hier ähnlich werkelt wie auf seiner jüngsten eigenen Platte und also etwas Kunssinnigkeit in Gilmours Akkorde drückt, aber auch das klare Klangbild mit zuviel Hallwabern verschleihert. Soviel bleibt: Man hat diesen Gilmour lieber als jedes neue Pink Floyd-Album.

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