We Are Scientists – With Love And Squalor

Wissenschaftler? Okay, irre Theorien, die ganz dem Klischee entsprechen, vertreten die drei aus New York schon mal in ausreichender Menge. Bassist Chris Cain gibt sich etwa überzeugt, mit seinem magischen Mercury-Moustache die Fragen nach Gott, nach außerirdischem Leben und der Entstehung aller Dinge (sowie einige weitere Kleinigkeiten) letztgültig klären zu können. Er und seine Kollegen teilen auch diese unerklärliche Leidenschaft vieler Labortäter. Die verrühren ja gern harmlose Substanzen zu heiklen Melangen und lassen sie in Brutkästen zu brisanten Stoffen reifen.

Hier sind diese Ingredienzien Punk, Metal, Funk, Indie-Rock sowie Spurenelemente von tanzbaren Grooves. In den stickigheißen Örtlichkeiten dies- und jenseits des Atlantik verschmolzen die diversen Zutaten unter Aufsicht einer kleinen interessierten Öffentlichkeit zu herzhaftem Power-Pop. Fulminantes Tempo, einprägsame Refrains und überzeugter Vortrag beschleunigten die Katalyse. Eines der ersten prominenten Opfer war Steve Lamacq. Der BBC-Radio-1-DJ fing sich das neue Virus ’05 beim Set des Trios auf dem „South By Southwest“-Festival ein, eventuell ja eine Schweißtröpfchen-Infektion vor der Bühne. Mit massivem Airplay verursachte er seine weitere Verbreitung – und den Plattenvertrag mit Virgin.

Ob nun die Pandemie bevorsteht? Das ist gut möglich. Vor allem, weil der junge Erreger aus Brooklyn schon eine Mutation ist. Verwandtes ließen bereits The Hives, Hot Hot Heat, The Killers, Bloc Party und Franz Ferdinand mit gehöriger Flächen-Wirkung auf die Menschheit los. Eine Immunisierung ist nicht in Sicht. Im aktuellen Fall kommt es mit dem ersten Song zur Übertragung. „Nobody Move, Nobody Get Hurt“ fixten die Spaßvögel zum unwiderstehlichen Bootyshaker auf, sexy, zickig, zackig, schnell und stylish, all das. Und auch die anderen Uptempo-Nummern sorgen mit wirbelnden Drums und prägnanten Hooks für sehr erhöhten Blutdruck. Ernsthaft nachhaltig legt aber vor allem der einzige langsamere Track die Körperabwehr lahm. „Can’t Lose“ holpert wie rhythmusgestört, eiert und langt dann mit exquisiter Zärtlichkeit unterhalb der Gürtellinie zu. Wohl die nächste erfolgreiche Genese des WAS.-Syndroms. Und ein klares Nein zur Gähn-Technologie.

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