Richard Ashcroft
Keys To The World
Zu viel Pop-Mittelmali für einen Mann mit so viel Talent
Huiuiui, was für ein Auftakt! Wie Richard Ashcroft einem da diesen nihilistischen Kracher „Why Not Nothing?‘ vor den Latz knallt, „Let’s get some of the God squad in the dock/ Where they belong“ nölt und einem die Snare um die Ohren fliegen läßt – wow! Da hat einer in letzter Zeit offensichtlich seinen Spinat aufgegessen und seinen Dylan und Springsteen studiert. Wenn Ashcroft autgekratzt wie nie dem göttlichen Masterplan eine Absage erteilt, während er sich mit seiner Rock’n’Roll-Combo um den Platz vorne an der Rampe drängelt, klingt das wie ein Versprechen.
Doch Richard Ashcroft hält auf seinem dritten Soloalbum „Keys To The World“ nicht, was der ungestüme Kaltstart verspricht. Schon im nächsten Stück nimmt er wieder alles zurück: In der Curtis-Mayfield-Variation „Music Is The Power“ verabschiedet er sich vom krachigen Rock’n’Roll und vom Nihilismus: „If the melody is timeless/ it won’t let you down“, singt er da in einer von Streichern aufgeweichten Soulschnulze. Das ist es dann also mit dem anarchistischen Konzept gewesen.
Als den „besten Sänger der Welt“ hat Chris Martin Richard Ashcroft bezeichnet, als Coldplay zusammen mit ihm beim „Live 8“-Spektakel auf der Bühne standen. Leider hat ihm Martin aber nicht gesagt, daß bei manchen Songs Streicherarrangements überflüssig sind. Ashcroft übertreibt es wieder mal mit dem Geigereinsatz, auch geraten ihm einige Songs ein wenig zu harmlos. „Words Just Get In The Way“ genügt sich als konventionell gebaute Breitwandballade. „Break The Night With Colour“, das sich schwerfällig auf Cembalo-Akkordeon aufstützt, ist die Sorte radiotauglicher Pop, der bei Robbie Williams besser aufgehoben wäre. Der Titeltrack „Keys To The World“ kommt mit seinem Gesangssample mindestens zehn Jahre zu spät.
Zwar ragt, das folkige „Sweet Brother Malcolm“ aus der Songkollektion heraus und beweist Ashcrofts Talent als ausdrucksstarker Erzähler. Doch insgesamt enthält die Platte zu viel Mittelmaß. Von einem, dem wir Songs wie „Bitter Sweet Symphony“ und „The Drugs Don’t Work“ zu verdanken haben, darf man mehr erwarten. Das nächste Mal lassen wir so was Richard Ashcroft nicht mehr durchgehen, (EMI)