Belle & Sebastian

The Life Pursuit

Ein makelloser Songreigen, weniger verhuscht und dezent modernisiert

Wenn Stuart Murdoch darauf angesprochen wird, weshalb seine Band eigentlich mittlerweile die Hilfe bekannter Produzenten in Anspruch nimmt, reagiert der Belle & Sebastian-Chef schon mal gereizt. Niemand könne ihm vorschreiben, wie seine Songs zu klingen haben – und übrigens schon gar nicht die „üblen Typen von der englischen Musikpresse“. Und dann konzediert er, daß man es früher zusammen mit dem Toningenieur allerdings auch allein geschafft habe.

Mit den bekannt formidablen Ergebnissen. Doch nachdem sich Trevor Horn auf „Dear Catastrophe Waitress“ bereits weitestgehend zurückgehalten hatte, fügt sich nun auch Tony Hoffer, der ansonsten für Beck, Air, Mercury Rev oder die Turin Brakes arbeitet, recht nahtlos in das Band-Kollektiv ein. Was bedeutet: Hoffer läßt die Gruppe klugerweise gewähren, fügt allenfalls ein paar neue Nuancen hinzu, modernisiert dezent, lockert auf. Angesichts des wieder einmal makellosen Songreigens nicht die schlechteste Taktik. Und so hören wir den lupenreinen Pop von „We Are The Sleepsheads“, den Beat Smasher „To Be Myself Completly“, das zweiteilige „Act Of The Apostle“ sowie mit „Funny Little Frog“ einen hinreißenden Abgesang auf eine unerfüllte Liebe: „You’re my picture on the wall/ You’re my vision in the hall/ You’re the one I’m talking to/ When I get in from my work/ You are my girl, and you don’t even know it.“

Murdochs Scham braucht sein Gedicht, noch immer. Wie auch in dem bezaubernden „Another Sunny Day“: „The lovin is a mess, what happened to all of the fceling?/ 1 thought it was for real…/ So what went wrong? It was a lie, it crumbled apart/ Ghost figures of past, present, future haunting the heart.“ Beautitul loser.

In anderen Songs – „White Collar Boy“, vor allem aber im Glam-Versuch „The Blues Are Still Blue“ – möchte Murdoch zeitweise vom Korksohlen-Poeten in das Lager der wirklich coolen Kinder wechseln (ein früherer Versuch als Boxer brachte nicht den gewollten Erfolg). Überraschenderweise steht das Muskelshirt kinky Murdoch durchaus.

Auf dem Cover der Platte befindet sich übrigens nicht nur das übliche Schnuten-Mädchen, sondern vielmehr die Gewinnerin des tatsächlich durchgeführten „Dear Catastrophe Waitress“-Wettbewerbs. Irre, diese Schotten! Sie lassen sich immer wieder etwas einfallen, und deshalb bleibt es dabei: Chaos and creation in the backyard von Belle ii Sebastian, diesmal weniger verhuscht und verspielt und gerade so renoviert, um noch king of the hipsters zu sein. Was wiederum für die angemessene Produktion spricht. Bezaubernd.

(SANCTUARY/ROUGH TRADE)