The Singer Not The Song
Encore 1958
Sein Schicksalsjahr war 1957: Sam Cooke kehrte den Soul Stirrers den Rücken, säkularisierte seinen Gospel, verließ das Specialty-Label gemeinsam mit dem dortigen Haus-Produzenten Robert „Bumps“ Blackwell, unterschrieb bei Keen Records und stürmte mit „You Send Me“ an die Spitze der Charts. Die Debüt-LP „Sam Cooke“ wurde eilig in die Laden gestellt, „fncore“ folgte auf dem Fuß, ebenfalls eine Pop-Platte unter Blackwells Ägide, aber die kohärentere. Song-stärkere. Mit „Running Wild“ und „1 Cover The Waterfront“. (4)
Tribute To The Lady 1959
Anfang 1959, während Cooke sein Tribut-Album aufnahm für die Sängerin, die ihn „berührte wie keine andere“, war Billie Holiday bereits ein Wrack und zehrte verzweifelt von altem Ruhm. Einige Jazz-Größen, die mit ihr gearbeitet hatten, wurden zu den Sessions hinzugezogen, Cookes Interpretationen spiegeln eine gewisse Sophistication, etwa auf „Solitude“ oder „Lover Girl“, doch mangelt es ihnen an tiefempfundenem Schmerz, an Jazz. Stattdessen Harfen und Engelschöre. Die nicht ohne Bedeutung bleiben, als Ladv Dav im Juli stirbt. (4)
My Kind Of Blues 1961
In den Jahren ’60 und ‚6i landete Cooke einige seiner größten Hits, von „Wonderful World“ über „Chain Gang“ bis „Cupid“, doch führten die Alben neben diesen Millionsellern ein Schattendasein. Kein Wunder, denn Cooke vagabundierte zwischen Pop. Spirituals und Nightclub-orientierten Tanznummern, die Zielgruppenstreuung war enorm. Selbst das in New York aufgenommene „My Kind Of Blues“ war kein reines Blues-Werk, mischte Irving Berlin mit „Nobody Knows You When You’re Down And Out“, indes mit feinem Timing und Gefühl. (4)
Night Beat 1963
Nachdem weitere Versuche gescheitert waren, gleichzeitig auf mehreren Hochzeiten zu tanzen – bei „Twistin‘ The Night Away“ etwa auf der Kirmes und in der Kirche -. legte Cooke mit „Night Beat“ endlich das fokussierte, fantastische Album vor, das ihm so mancher nicht mehr zugetraut hatte. Der Stilist bemächtigt sich einiger Lieblingssongs wie „Mean Old World“ oder „Little Red Rooster“ zum reduzierten Backing einer kleinen Combo: meisterhafte Intonation, überragende Musikalität, exquisites Material. Sonst nichts. (5)
Sam Cooke At The Copa 1964
Als Live-Dokument des hart arbeitenden, schreienden und schwitzenden Sam Cooke taugen andere Mitschnitte besser, etwa das erst 20 Jahre nach seinem Tod veröffentlichte „At The Harlem Square Club“. Doch bringt „At The Copa“ perfekt den Widerstreit auf den Punkt zwischen dem Sänger und dem showman, dem Soulster und dem Spotlight-Süchtigen: Cooke säuselt Jazz-Standards und rührt die Ladies mit „Tennessee Waltz“, er wringt seine Stimmbänder aus für „Try A Little Tenderness“ und entbietet „Blowin‘ In The Wind“. (4)