The Peanut Butter Conspiracy – Living Dream/Spreading From The Ashes
Der zeitgeistige Jargon in den Songs dieses Quintetts aus Los Angeles ist es wohl, der das auf eine ganz bizarre Weise als anachronistisch erscheinen läßt. „Groovy“, „It blows your mind“, „It’s a happening thing“, „Why did I get so high…“ (das war wirklich einer der Songtitel damals) und ähnliches. Bei Columbia glaubte man womöglich, daß man damit eine ernstzunehmende Konkurrenz zu den Mamas & Papas unter Vertrag habe. Perfekte harmony vocals gehörten zu den Markenzeichen der Band. „Tendenziöse“ Songtitel wie „White Rabbit“ oder ähnliche von Country Joe & The Fish bis Zappas Mothers mochte Columbia-Manager Bruce Lundvall eher weniger. Der Empfehlung, „Turn On A Friend“ umzubenennen in „Turn On A Friend (To The Good Life)“ folgte die Band ohne Murren. Das sollte schließlich nicht als Aufforderung zu Drogenkonsum mißverstanden werden, was man da gleich als ersten Song auf die A-Seite der zweiten LP „The Great Conspiracy“
placierte. Die fünf Aufnahmen der Debüt-LP „The Peanut Butter Conspiracy Is Spreading“ und auch das Studio-Outtake „Peter Pan“ beweisen: Diese frühen Songs waren alles andere als übel oder substanzlos in ihrer unverstellten Folk-Rock-Art. Aber gerade der gelegentliche Byrds-Klau („Twice Is Life“) belegt auch: Die ganze Platte war hoffnungslos underproduced von demselben Gary Usher. Einmal von Jim Dickinson auf den rechten Weg gebracht und dann abgenabelt, hatten die Byrds einen ganz eigenen und absolut originellen Sound im Studio entwickelt. Was wiederum die Mamas & Papas angeht, war Lou Adler so klug gewesen, erstklassige Session-Cracks mit denen ins Studio zu stecken. Das änderte sich im Fall der PBC nur wenig bei den Aufnahmen zur zweiten LP mit dem genialen Roy Halee am Mischpult. Sandi Robison sang zwar eine erstklassige Ballade ‚wie „Lone Leaf“ so gefühlvoll wie Mama Cass die ihren. Das blieb dennoch ein etwas dünner Sound. „Too Many Do“ hatte, rückblickend recht betrachtet sogar einen Anflug von Abba-Qualität, klang Ziemlich psychedelisch nach Jefferson Airplane, noch psychedelischer der Song mit dem Titel „Ecstasy“, gut sechs Minuten lang, ohne daß man damals Ideenklau bei „Surrealistic Pillow“ unterstellen konnte. Auch die letzten beiden hatten ein gewisses Ohrwurm-Potential, und letzterer klang ausnahmsweise mal nicht wie ein besseres Demo. Aber für einen Hit reichte das alles nicht, und den erwartete man bei Columbia. (Das findet man hier übrigens, die zweite LP, alles komplett bis auf die halbe Minute Song am Schluß der Album-A-Seite mit dem dämlichen, nach billigstem 5oer-Jahre-B-Film klingenden Titel „Invasion Of The Poppy People“.) Also schrieb Alan Brackett drei letzte Lieder, die er von Jerry Füller produzieren ließ (reichlich Streicher jetzt und Aufwand), weil der mit Gary Puckett & The Union Gap gerade mehrere Hits gehabt hatte. Aber das, hier erstmals auf CD, wurde nichts mehr, egal wie sich die Sängerin mühte. Vorher hätte man sich einen Comic-Schmarren wie „Captain Sandwich“ nie durchgehen lassen. Blutige Anfänger waren Brackett und der für das richtig erstklassige „Ecstasy“ verantwortliche John Merrill ja längst nicht mehr, wie bei den gut zwei Dutzend frühen Aufnahmen auf „Spreading From The Ashes“ (2,5) zu hören, die als Mono-Mixes weithin sogar mehr Hörvergnügen bereiten als das anämische Ping-Pong-Stereo vieler Columbia-Sessions. Das noch unter dem Namen The Ashes aufgenommene „Is There Anything I Can“ besitzt sogar – Stereo-Mix – nachgerade Righteous Brothers-Opulenz. Auch das ziemlich verhallte, später nochmal dürre aufgenommene „Dark On You Now“ klingt fälliger.
Die meisten Aufnahmen hier waren unveröffentlicht (absolut zu recht das Stück mit dem Titel „Flight Of The Psychedelic Bumble Bee“), und das ist auch mehr das historische Teil für den innersten Zirkel. Bewundernswert trotzdem, wie Historiker Alec Palao mit Akribie den Werdegang nachzeichnet.