Jeb Loy Nichols – Now Then

So läuft das, mit den Liedern von Jeb Loy Nichols. Die von Streichern umgarnte Ode auf die unglückliche „Lelah Mae“ zum Beispiel schrieb der Wahl-Waliser auf Besuch bei Muttern in Arkansas nach einem Blick in die Lokalzeitung. Beim scheinbar unfertigen Southern Souler „Ever Feel Like Leaving“ fragte er Dan Penn höchstpersönlich um Rat, der auf „Wahnsinnsgroove, nicht mehr anrühren!“ entschied, aber selbst gleich das Backing sang. Und weil er unbedingt mit Mark Nevers nebst Fachkräften wie Paul Burch in Nashville arbeiten wollte, konnte er sich dort über „all die fürchterlichen ,Ich liebe meine Familie‘-Songs“ vom Country-Fließband aufregen und dagegen seine „Bad Fruit“ unterm Stammbaum einsammeln – mit Gitarre, E-Piano und einem unglaublich gelassenen Refrain.

Nichols, ein Gigant nonchalanten Näselns, hat sich mit den Fellow Travellers schon vor 15 Jahren getraut, was Willie Nelson mit „Countryman“ erst kürzlich wagte: Country meets Reggae’n’Dub. Radikaler allerdings und dabei so selbstverständlich, als wäre es das Naheliegendste auf der Welt. Inzwischen ist Jamaika zunächst nur noch am Anfang seines vierten Solo-Albums präsent. Die exquisite Bassline von „Sometimes Shooting Stars“ durfte sogar Dennis Bovell abmischen, und „Really Together“ ist ein Genre-Klassiker von Bob Andy, den Nichols in einem Duett mit Shaila Prospere leicht und schön auffrischt. Sodann stellt „Now Then“ den Radiosender seiner Jugend aus der Nähe von Kansas City nach, der tagsüber Country brachte und abends dann Soul. Nur eben nicht hinter-, sondern miteinander. Oder wie Nichols selbst mal so schön sagte: „Es geht nie nur um das eine oder das andere.“

Was nicht nur musikalisch trifft. Da ist das beschwingte Wogen von „Let’s Make It Up“ und die süße Wonne einer „Morning Love“, doch geht auch die Warnung „Don’t Dance With Me“ raus, und im fatalen Fazit „Painted My Dream House Blue“ zuckt Nichols kurz vorm Verstummen nur noch hilflos und traurig mit den Schultern. Die Frage aller Fragen darf auch nicht fehlen: „When Did You Stop Loving Me“. Etwa unten in Mexiko, in diesem Traumsommer? Fragt sich nur, warum Nichols diesen wah-wah-groovigen Jamaica-Return als hidden track tarnt. Aber so kann das eben laufen, mit den Liedern von Jeb Loy Nichols.

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