The Fiery Furnaces – Rehearsing My Choir

Mit den Songs des Geschwisterpaars Matt und Eleanor Friedberger kann man vorzüglich nerven. Die beiden Fiery Furnances spielen den zickigsten und zerstückeltsten Art-Rock diesseits von Van der Graaf Generator. Die Besetzung ähnelt zwar den White Stripes sie trommelt und singt, er kümmert sich um Tasten und Saiten. Leider aber kommen die feurigen Hochöfen zu Ergebnissen, die manchmal bis zu zehn Minuten dauern und in denen vielleicht etwas zu viel „Originelles“ passiert: altmodisch verspulte Dudeleien, krachende Breaks, Harmonie- und Tempowechsel wie Kaltwasserduschen. Ob man so etwas mag oder nicht, ist natürlich Geschmackssache. Das Album „Blueberry Boot“ und die 4ominütige (für Fiery Furnances-Verhältnisse ausgesprochen poppige) „EP“ hatten durchaus ihren Reiz.

„Rehearsing My Choir“ ist dagegen eher ein Hörspiel, wo häufig wiederkehrende Themen, auf- und absteigende Tonleitern und dramatische Geräusche in erster Linie die Story untermalen. Die Friedberger-Kinder haben es sich leider in den Kopf gesetzt, das Leben ihrer Großmutter Olga Sanatos zu erzählen. Die Chorleiterin und Organistin mag ja einiges erlebt haben. Doch muß sie deshalb alle Songs selber singen und Eleanor Friedberger zur Backingsängerin degradieren? „We Wrote Letters Everyday“ startet mit Schrammelgitarre, Omas dramatischem Sprechgesang und Eleanors leisem Flehen im Hintergrund. Ein paar Takte lang klimpert das romantische Hauptthema. Danach übernimmt ein analog vor sich hin quietschender alter Synthesizer, der in der zweiten Hälfte des Songs ungeheuer nervt. Dazu erzählt die alte Lady von ihrer Hochzeit, auf der gleich acht Priester waren, weil ihr Mann einer „family of priests“ entstammt. Die schwarzen Vögel hätten alle nicht singen können, dies aber gar nicht gemerkt.

Das trifft leider auch auf das Album zu: Es ist sicher originell, überführt Musichall-Traditionen in einen poststrukturellen Kontext und erzählt dabei ein Stück Zeitgeschichte, das man als Roman vielleicht sogar ganz gerne lesen würde. Aber hören müssen das wirklich nur beinharte Fans.

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