Dar Williams – My Better Self

Ein „Sonntags-Album“ hofft die Sängerin und Songschreiberin aus New York mit diesem, ihrem sechsten gemacht zu haben. Dar Williams verbindet damit eher die Leichtigkeit des Seins und nicht den Kater nach was auch immer. Der aber doch gleich zum temperamentvollen Auftakt ihr fest zur Lebensabstinenz entschlossenes „Teen For God“ plagt – nach der Erkenntnis, daß ihr Chef ja auch sowas wie die Haut der Jungs gemacht habe, die da so schön verlockend in der Sonne trocknet. In vier Jahren, wenn erst mal ungläubiger Zynismus an ihr nage, könne sie ein bißchen Beistand von oben dann bestimmt wieder gebrauchen…

Sanfter, präzise und flott formulierter Spott jenseits des Denunziatorischen geht der Williams nicht nur hier, sondern auch im, na ja: beinah costelloesken „Beautiful Enemy“ leicht von der Hand, repräsentiert aber nur eine Facette dieser Frau, die Produzent Stewart Lerman samt versierter Studiocrew manchmal in ein bißchen zuviel gutsortierten Wohlklang hüllt, im weiten Feld von Folk-Gestus, Pop-Appeal und Roots-Farben.

Mit „Echoes“ lappt sie auch schon mal leicht ins Esoterische, während die Orgel von Neal Evans vom Trio Soulive das erdige, bluesgetränkte „Two Sides Ot A River“ grundiert, dem Williams mit ihrer vielleicht besten Vocal-Performance als willige, doch illusionslose Braut entsteigt. „Know the tides ot a river. and pray, pray they don’t stuft in your sleep“. „Blue Light Ot The Flame“ ist ein zartes, aber gefaßtes Requiem, schlicht und schön zieht die tröstliche Zuversicht von „You Rise And Meet The Day“ ihre Kreise. Dazwischen zieht sie das Tempo noch mal an, mit der bissigen Polit-Satire „Empire“ und dem scharfen Blick auf feinsten Macher-Zynismus: „For every five tanks, plant a sentimental story.“

Sentimentalität ist ihre Sache nicht, auch nicht, wenn sie im Duett mit Marshall Crenshaw mit fast zu leichter Hand Neil Youngs, Everybody Knows This Is Nowhere“ covert. Als kleines Kabinettstück hat Dar Williams auch noch den leisen Psycho-Schocker „Comfortably Numb“ (Pink Floyd) in petto, mit einer angemessen gespenstischen Vocal-Einlage von Arn Di Franco. Zuguterletzt eine Liebeserklärung an „The Hudson“, der vor der Haustür der New Yorkerin auch dann fließt, wenn das Leben mal wieder stillzustehen scheint. Wie an einem von diesen Sonntagen.

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