Starsailor

On The Outside

On the outside: Starsailor wollen raus aus der Enge der Erwartungen, die es ihnen zuletzt so schwierig gemacht hatte. Raus vielleicht auch aus der stilistischen Begrenztheit, die hier wohl von Anfang an auffiel, aber durch die große Inbrunst zunächst wettgemacht wurde. Vielleicht meint James Walsh mit diesem Titel aber auch bloß sich selbst, die eigene Introversion und Dauerrolle als Schmerzensmann und Unerlöstem; jedenfalls wird auf Starsailors drittem Album auch schon mal über Politik gesungen und insgesamt über die Welt da draußen.

Alles drängt und stürmt auf „On The Outside“: Die harten Gitarren, der ungeschönte, fast ganz auf die nackte Band reduzierte Sound, die wilde Emphase von Walsh. der mehr preßt als sonst und ein hörbares Quantum an grimmigem Elan in die sonst ja nur leidvoll barmende Stimme mischt.

Wenn Starsailor so zum Befreiungsschlag ausholen und sich also sammeln nach dem Jump-Start des Debüts („Love Is Here“, 2001) und der relativen Kopflosigkeit des zweiten Albums „Silence Is Easy“, 2003), werden die Konturen klarer: Starsailor haben noch nie so entschlossen geklungen, so kompakt und souverän. Und dabei sind sie ja gerade mal Mitte 20, das vergißt man leicht. Das eigentlich ganz simple „I Don’t Know“ besticht durch unbedingte Ernsthaftigkeit: der Opener „Crossfire“ steht auf einem dieser dramatischen Changes. die Walsh liebt, aber bislang nicht so klar in Szene setzen konnte; und „Get Out While You Can“ rumpelt fordernd über einem toll dramatischen Piano-Thema. Ganz zum Schluß dann ein Lied namens „Jeremiah“, das von einem britischen Studenten handelt, der bei einer Demostration unter mysteriösen Umständen ums Leben kam: Walsh singt zu einer akustischen Gitarre und ein bißchen Orgel und hat plötzlich einen zeitlosen Moment, etwas ganz Nahes, Direktes, über das seine großen Vorbilder freilich praktisch durchgehend verfügen konnten.

Diese Selbstverständlichkeit war hier von Anfang das Ziel, und auch „On The Outside“ erreicht es nicht, noch nicht. Doch Starsailor haben es nach draußen geschafft, wo die Möglichkeiten größer werden und die Luft zum Atmen nicht so stickig ist. Soll man mehr erwarten?