Kashmir – No Balance Palace
It’s about debauchery, turpitude, depravity, hedonism.“ Hoppla. Der dicke grüne Pons reicht nicht mehr ganz aus, um die vollmundigen Worte von Kashmir-Sänger Kasper Eistrup genau interpretieren zu können.
„No Balance Palace“ ist in der Bandgeschichte des Kopenhagener Quartetts zwar bisher der weiteste, eigentümlichste, härteste Schritt und führt die teilweise unseligen Vergleiche der Vergangenheit mit britischen Sanftmütern wie Coldplay oder Starsailor endgültig ad absurdum, dennoch ist von dekadenten Ausschweifungen in Verderbt- und Verworfenheit zunächst einmal wenig zu spüren.
Vielmehr wurde hier ein facettenreiches, klanglich angenehm bodenständiges Kaleidoskop an spannungsgeladener und mächtiger, feinnerviger und existenzialistischer, ja, tatsächlich moderner Rock-Musik geschaffen. Es dengelt, orgelt, fließt, hallt; und in seinen besten Momenten ist das wunderbar ein- und sich poetisch entwickelnd, in seinen schwächeren Phasen, immer dann, wenn „Ophelia“ oder „Ether“ grüßen, muffelt es jedoch leicht nach gestelztem Kunstzirkel-Konzept.
Ein Gemuffel, das unterm Strich aber genauso ätherisch wieder verdunstet – nicht zuletzt auch dank der überraschenden Mitwirkung eines diabolischen David Bowies („The Cynic“) und Lou Reed, der über ein „Black Building“ nölt und damit das macht, was er seit Jahren am besten kann.
Kashmir kleiden die gesamte emotionale Palette aus Liebe, Leben, Tod und der Kleinigkeit dazwischen in ein oft kratziges, meist aber kräftig leuchtendes Königsmäntelchen und stehen damit mittlerweile durchaus auf Augenhöhe mit Atmo-Agonisten wie etwa Dredg oder Coheed & Cambria. „I’m your slipstream, you’re my trail…/ It’s too easy to go crazy, way much harder to stav clear.“ Klare Verhältnisse im „N Balance Palace“.