Vashti Bunyan – Lookaftering
Es war einmal, in den späten 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Da zog ein englisches Hippiemädchen namens Vashti Bunyan von London aus in einem Pferdewagen zur Isle of Skye. Zwei Jahre dauerte diese Reise. Die Essenz findet sich in den Liedern des märchenhaften Albums „Just Another Diamond Day“. Robin Williamson von der Incredible String Band hat mitgespielt, ebenso Dave Swarbrick und Simon Nicol von Fairport Convention, der große Joe Boyd saß am Mischpult. „Just Another Diamond Day“ ist heute ein Klassiker des englischen Folk. Ein mythenumrankter dazu, denn die schöne Vashti verschwand unmittelbar nach den Aufnahmen. Es gab weder Interviews noch Konzerte, die Platte verschwand aus den Läden.
Und jetzt, 35 Jahre später, erscheint das zweite Album dieser Sängerin, die die neue Folkgeneration mehr geprägt hat als mancher wohlbekannte alte Recke. Nachzuhören auf den Arbeiten mit Animal Collective, Piano Magic oder Devendra Banhart. „Lookaftering“ steht ganz in der Tradition des Debüts: Da ist sie wieder, diese zerbrechliche, fast kindlich hauchende Stimme aus dem Zauberwald. Die schwerelosen Arrangements besitzen ebenfalls die Magie einer fast vergessenen Ära, voller Poesie und Bio-Drogen. Dennoch klingen die elf Songs auf eine zeitlose Art modern. Mitmusiker wie Joanna Newsom, Banhart, Adem und Produzent Max Richter haben eine perfekte Balance hergestellt zwischen Werktreue und Weiterentwicklung.
„Lookaftering“ klingt weniger naiv als das Debüt, addiert eine n neuen kammermusikalischen Unterton, ohne den Songs das Pure, Berührende zu rauben. In „Wayward Hum“ hören wir die zartesten Gitarren und Glockenspiele aller Zeiten, „Here Before“ kommt dem erzählerischen Ton des Debüts noch am nächsten und läßt dabei doch Ambient-Elektronik-Einflüsse anklingen. Das orchestrale Arrangement von „Turning Backs“, dessen Ende von einem eisklirrenden Dulcimer untermalt wird, erinnert in seiner verlorenen Stimmung sogar an Nicos „Chelsea Girls“. Ein Paralleluniversum, kein Trend.