The Dead 60s – The Dead 60s
Fragen Sie mal den Mann auf der Straße, was ihm zu den Dead 6os einfällt. Die Chancen stehen gut, daß er Ihnen als Antwort „The Clash“ und „Tanzmusik für Mädchen“ hinnuschelt. Obwohl das Liverpooler Quartett nämlich ein Album aufgenommen hat, das kein bißchen nach Mersey Beat klingt, hat man für ihr Debüt trotzdem schon eine Schublade gefunden, in die The Dead 6os bereitwillig hineinhopsen.
Solider Gitarren-Wave-Pop-Rock, ein bißchen Post-Punk, das Ganze auf Ska, Reggae und Dub gebürstet und mit beatzentrierte Hi-Hat-Trommelei versehen – wenn die Sechziger nicht mehr so gut beieinander sind, macht man sich eben über die später Siebziger und frühen Achtziger her. Ein mäßig origineller Ansatz, der in der Umsetzung auch nur bedingt spannend gerät: Wie ein Arcimboldi-Gemälde setzen The Dead 60s ihre Musik aus allem zusammen, was der Retro-Schick-Bands-Schrebergarten an saisonaler Vielfalt hergibt: alles zweifellos schöne Sachen, quasi feinste Zutaten (wie beispielsweise die Franz Ferdinand-Gitarren von „This f-f-fire“ und die attitude des Kaiser Chiefschen „I Predict A Riot“), als Dead 60s-Auflauf mit Reggae-Dub-Kruste aber etwas uninspiriert – die besseren Lieder wie „Train To Nowhere“ und das in seiner Offensichtlichkeit schon wieder irgendwie schlüssige „Riot Radio“ einmal ausgenommen.
Textlich wird mit claims wie „Riot Radio“ und „You’re Not The Law“ des öfteren die H6fM-Version von Rebellion propagiert – inklusive hörbarer Rauchvorgänge mit Feuerzeug, Krautgeknister und langem, entspanntem Atemzug. Dazu passen dann die übrigen faden Verse wie „I wanna be horizontal“ – meine Güte, würden wir nicht alle am liebsten immer liegen? Mit knapp 36 Minuten ist „The Dead 60s“ zu kurz, um wirklich zu langweilen, wobei einem das Sirenen- oder Alarmgeheule schon ein wenig auf die Nerven geht. Im Grunde gibt es hier allerdings nichts, worüber man sich aufregen müßte – oder könnte, leider.