Mick Harvey – One Man’s Treasure
Seit 30 Jahren steht Mick Harvey nun schon im Schatten von Nick Cave: von der ersten Glam-Rock infizierten Schülerband über Boys Next Door und das Inferno von Birthday Party bis zur epischen Weite der Bad Seeds. Es muß eine tiefe Männerfreundschaft sein, bei der die Rollen jedoch klar verteilt sind. Cave ist das Genie, der leidenschaftliche Songwriter, der Mann im Rampenlicht. Harvey, als Kapellmeister und Multiinstrumentalist, wirkt im Hintergrund. Sicher, er hat mal zwei Alben mit Serge-Gainsbourg-Coverversionen veröffentlicht, in den 80er Jahren das Nebenprojekt Crime & The City Solution betrieben, PJ Harvey produziert und den einen oder anderen Soundtrack geschrieben. Doch „One Man’s Treasure“ ist das erste wirklich ambitionierte Soloalbum des 46jährigen Musikers.
Es ist eine gute Platte geworden. Musik von und für Männer, die unter ihren dunklen Anzügen gerne ein paar staubige Cowboystiefel tragen. Titelstiftender Höhepunkt ist das Cover von Guy Clarks Country-Hit „Hank Williams Said It Best“: „One man’s treasure is another man’s trash, one man’s landin‘ is another man’s crash.“ Schmeckt ein wenig nach der Strohhalm kauenden Ironie früher Wall Of Voodoo-Songs.
„Mother Of Earth“ von Gun Club, Nick Caves „Come Into My Sleep“. die Songs von Seelenverwandten wie Lee Hazlewood oder Tim Buckley – der Sound all dieser Stücke ist nahe an den Bad Seeds (wen wundert’s?), hat aber bisweilen eine größere Leichtigkeit und die Atmosphäre eines John-Ford-Western. Leider ist Harveys Stimme nicht so hochkarätig wie die Musik. Doch das ist der einzige Schwachpunkt.