Eric Clapton
Back Home
Reprise Records / Warner
Mit Soul-Schlagseite: Der Gitarrist erzählt von seinem Zuhause
Die Akte Robert Johnson ist wohl endgültig geschlossen, so ausführlich, wie er sie beackert hat. Die Akte Cream ging gerade auf eine Live-Wiedervorlage, gegen die er lange Vorbehalte hatte. Höchste Zeit also, mal wieder einen Blick in die Akte Gegenwart zu werfen? Da ist Eric Clapton mit Frau und kleinen Kindern „Back Home“ – und deshalb auch gleich zum Auftakt seines ersten Albums mit neuem Material seit fast fünf Jahren halbironisch „So Tired“, von dem ganzen Streß als Familienvater. Ein Rausschmeißer für die kommende Tour? Na, dafür klingt’s denn doch fast zu munter.
Eine runde Stunde neue Clapton-Musik. So „neu“ wie die bewährte Mischung halt sein kann, wenn wieder der unvermeidliche Simon Climie als Co-Produzent/Autor die Fäden im Hintergrund zieht und die üblichen Verdächtigen von G wie Gadd (Steve) bis P wie Preston (Billy) mitmusizieren. Dazu diesmal auch ein paar flotte Bläsersätze von den Kick Horns! Aber Clapton hört und kauft ja auch keiner, weil Innovationen für den Kick sorgen sollen. Und mal ehrlich: Die sanft angedeuteten Brasil-Ambitionen auf „Reptile“ waren auch nicht wirklich Erics Welt, weshalb er sie auch gleich wieder zu den Akten gelegt hat.
Die starke Soul- und Reggae-Schlagseite, die „Back Home“ in der ersten Hälfte entwickelt, steht ihm allemal besser. Wobei es keine gute Idee war, mit dem Stomper „I’m Going Left“ gleich noch mal Stevie Wonder Referenz zu erweisen, wo’s doch schon das ähnlich gelagerte „I Ain’t Gonna Stand For It“ auf „Reptile“ gab. Dann soll er doch lieber mit „Love Don’t Love Nobody“ ausgiebigst auf den Spuren der Spinners wandeln. Ein gewisses Format als Soul-Vokalist kann man Clapton nicht absprechen.
„Revolution“ beschäftigt in bester Bob-Marley-Maruer einen Frauen-Chor im Call & Response mit dem Chef. Und sonst? Freund George Harrison singt er ein leichtes „Love Comes To Everyone“ hinterher, „Lost And Found“ soll mit Partner Doyle Bramhall II die Rock-Fraktion besänftigen, und mit „Piece Of My Heart“ schmeichelt Clapton der Liebsten so innig wie fast seit „Wonderful Tonight“ nicht mehr. Nur daß sie sich heute wohl kaum für die nächste Party präpariert.
Womit wir wieder am Anfang wären, nämlich zu Hause. In „Run Home To Me“ barmt Clapton noch gegen die Vergänglichkeit an, erst im akustischen Schlaf- und Schlußlied „Back Home“ macht er Frieden, mit sich, und der Straße, und dem Zuhause. Auch wenn’s da bestimmt wieder streßig wird.