SHORT CUTS
Paula Frazer Leave The Sad Things Behind
Schon Tarnation hatten einen Hang zum Hübschen, zu Wohlklang und Elegie, der nur selten durchbrochen wurde von instrumentaler Sprödheit oder schrundiger Lyrik. Bei Paula Frazer sind nun auch die feinsten Widersprüche aufgehoben, alles fließt, plätschert, gluckst, und darüber schwebt ihre klare Stimme, als könne sie kein Wässerchen trüben. Ein Sixties-Pop-Flirt und das hohl orgelnde „Taken“ heischen Aufmerksamkeit, doch behält das Ätherische allzeit die Oberhand. Enya für Aufgeklärte. (Birdman) 2,5
Freakwater Thinking Of vou
Eine bessere und beständigere Band als Freakwater hat Amerika in den letzten 20 Jahren nicht hervorgebracht, weshalb wiederkehrende Split-Gerüchte traurig stimmten. Erst recht, als sie Futter bekamen durch die Solo-LPs von Catherine Irwin und Janet Beveridge Bean. Und hieß ihr brillantes letztes Album nicht „End Time“? Umso erfreulicher nun die Rückkunft der Harmony-Magierinnen aus Chicago, mit einem Dutzend Songs, die wie gehabt Abgründe ausloten, zugleich sinister und wunderschön. Die Begleitung wird von Califone-Musikern besorgt, akustisch schwebend oder elektrisch wabernd. Orgel-prominent und ohne Strings. Das mag nicht die ungeheure Intensität von „End Time“ erreichen, doch ist mit dem plumpen Uptempo-Galopp von „So Strange“ nur ein Cut zu verzeichnen, der die bedrohliche Stimmung stört, die Beklemmung löst. Auf dem Cover prangen Rosen, blühend und brennend. (Thrill Jockey) 4,0
Deep Dish George Is On
Guitar-House, Pop-Techno, Underground Dance? Gleichviel, „Flashdance“ war ein Glücksfall, ein dramaturgisch optimaler Dancefloor-Filler, der auch auf dem heimischen Plattenspieler eine phantastische Figur machte und für kostbare Minuten vergessen ließ, daß Techno zu Dumpfbacken-Mucke für Dorf-Discos verkommen ist. Anoushehs Vocals sind purer Sex, natürlich auch auf dem Album-Mix. der nur noch sechs Minuten auf die Waage bringt Iget the 12″!) und dennoch natürlich das strahlende Highlight bleibt. Was das US-Duo hier aufbietet, verblaßt daneben freilich trotz beachtlichem Ideenreichtums. (Ministry Of Sound) 3,5
Tokyo Sex Destruction 5th Avenue South
Mando Diao meets MC5, Reverenz und Militanz reichen einander die Hand, doch werden Sixties-Überschwang und Adrenalin-Rush ausgebremst von einer allzu austarierten Produktion. Die Sitar-Synth-Nullnummer „Good Morning“ ist fast peinlich. (Transsolar) 2,0
The Church El Momento Descuidado
Zum 25jähngen Bestehen der Band transponiert diese alte Favoriten ins Akustische via Mandoline. Piano und Harmonika, und spendiert eine Handvoll neuer Songs, ebenso luftig arrangiert. (Cooking Vinyl) 3,0
Caitlin Cary & Thad Cockrell Begomas
Es wird gern zu hoch und weit gegriffen, wenn Vergleiche für die lieblichen, bittersüßen Harmonies von Cary/Cockrell gesucht werden: George & Tammy! Gram & Emmy! Fündig wird man eher im Folk-Wesen, etwa bei Mary McCaslin und Jim Ringer, auch wenn deren Material gewöhnlich gewichtiger war. (Yep Roc) 3,0
John Parish Once Upon A Time
Ein klangmalerisches, poetisches, opakes Album, kratzig, holpernd und selbstvergessen taumelnd, musikalisch mal durchdacht, dann wieder disponibel, stets jedoch hellwach. Nur Parishs Raunen wirkt etwas einschläfernd. (City Slang) 2,5
