Sexsmith & Kerr – Destination Unknown
Wer die bisher nur in Kanada erschienene Kompilation „Rundes“ kennt, weiß, daß sich auch zwischen den Stükken, die Ron Sexsmith nicht auf seine Alben nimmt, echte Perlen finden. Die akustischen Demos einiger Songs, die in der gleichen Zeit entstanden wie sein Meisterwerk „Retriever“ gab Sexsmith nun seinem
Freund und Schlagzeuger seiner Band Don Kerr, und der fügte (mit Hilfe anderer Musiker) allerhand Gitarren, Baß, Cello und Perkussion hinzu. Vor allem aber sang er die Harmonien, die diesem kleinen Album einen – wie Sexsmith es in den liner notes nennt — „Everly Brothers vibe“ geben.
Bisher lebten Sexsmith-Alben neben den exzellenten Songs auch immer von der Produktion. Wo Produzent Martin Terefe auf „Retriever“ ab und zu das Tempo anzog und auf „Cobblestone Rumvay“ ein bißchen Elektronik einbaute, Mitchell Froom in Watte packte und Steve Earle aufrauhte, zuckelt hier alles unbearbeitet, gemütlich balladesk dahin, so daß „Destination Unknown“ einen nicht gleich so packt wie die Vorgänger.
Doch von Mal zu Mal hört man deutlicher, daß alle Sexsmith-Zutaten wieder beisammen sind: die schwarze Romantik, das Brian-Wilsoneske („Chasing Forever“), die Roy-Orbison-Belehnungen („Reacquainted“), wundervolle Melodien, die Nostalgie und die fast kindliche Beobachtungsgabe: „There’s something ‚bout a lemonade stand/ That Stands for all that’s good/ In this makeshift world of man/In his cardboard neighbourhoods“, heißt es im schönsten Stück des Albums und dem neben „Lebanon, Tennessee“ vom Debüt vielleicht besten Sexsmith-Song überhaupt.
Ein Hoch auf „Destination Anywhere“, die Limonadenbude des Songwritings.