The Bravery The Bravery
Und wieder einmal ist Murmeltiertag. Wieder einmal sind wir gefangen in der Zeitschleife eines Albums, das die Klischees der 8oer Jahre so selbstverständlich wiederholt, als hätte Phil Oakey gestern erst mit zwei Friseusen den Hüftschwung zu „Don’t You Want Me“ geübt.
The Bravery kommen aus der einstigen New-Wave-Metropole New York City und natürlich sehen die Musiker cool, stylish und ein wenig verwegen aus. Der Sänger Sam Endicott ist sicher einer der besseren unter den vielen Robert-Smith-Imitatoren, die derzeit mit dramatisch beleidigter Stimme ihr Unwesen treiben. Doch in Verbindung mit einem pathetischen Tears For Fears-Heulen und einer zur Schau getragenen Betroffenheit im Stil des jungen Bono wird einem das schnell zu viel.
Auch die anderen Musiker kennen die für sie relevante Musikgeschichte sehr genau – und sind dennoch (oder gerade deshalb?) dazu verdammt, sie zu wiederholen. Dabei sind The Bravery nicht halb so mürrisch charmant wie Bill Murray in „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Sie tendieren eher zum juvenilen Pathos: Das einprägsame „Tyrant“ beginnt mit einem stumpfen Baßlaut, in den sich bald ein künstlich flirrendes Keyboardthema einmischt — so, als würde in einem trashigen Science-Fiction-Film ein UFO zur Landung ansetzen. Der Sänger heult „words of wisdom from your tyrant mouth“, während sich die Gitarre höher und höher schraubt, bis sich alles in einer unendlich traurigen Echospirale verliert. „Swollen Summer“ ist da schon zupackender: zackige Gitarrenakkorde, artifizielle Keyboards, straighter Beat, kurz: New Wave wie gehabt. Der Text verbreitet Platitüden a la „All I know is nothing ever changes here“. Wie gut diese Behauptung auf The Bravery zutrifft, zeigt auch „Rites Of Spring“: „You’re the woman who made me a man/ I was down, you taught me to stand.“ Mal ehrlich: Aus der gröbsten Pubertät müßten The Bravery eigentlich schon raus sein.