System Of A Down – Mesmerize

Vielleicht sind sie nur vorbeigeschrammt am ganz großen Ruhm, vielleicht werden sie noch lange den Ton angeben – fest aber steht: System Of A Downs Suche nach der Vertonung ihrer vier Gehirne bringt uns alle ein bißchen weiter. Richtig kranke Scheiße ist das, aber nie zum Selbstzweck. Denn dieses Quartett schreibt eine Fatalismus-Hymne nach der nächsten, um extremste Kopfschmerzen mit teils genial-wirrem Songwriting zu verbinden.

Das Stabilste an dieser Platte ist die einminütige, morbide Eingangsballade „Soldier Side – Intro“. Bereits Bruchteile von Sekunden später verprügelt die Single „B.Y.O.B.“ das Ohr bereits mit mehr Musikstilen, als manche in ihrer gesamten Karriere hören: Black Metal Disko, klassische orientalische Folklore, Rock. Und das Beste: System sind dabei nicht etwa lustig oder halbstarke Ethno-Jünger, die mal ein Didgeridoo aus Australien mitgebracht haben und jetzt einen erzählen wollen, im Gegenteil: Die vier Armenier aus Los Angeles liefern todernst intelligente Texte und die perfekte Musik dazu. Der Refrain von „Sad Statue“ sagt schon alles: „You and me, we will all go down history with a sad statue of liberty and a generation that didn’t agree!“

Im Hintergrund tobt ein beispielloses Metal-Pop-Polka-Manifest. Diese erhabenen und doch bodenständigen, diese glasklaren und doch wirren Hymnen zum potentiellen Ende der Welt sind ihre große Stärke. Damit schaffen sie das, was man auch von den Weltraumrasern The Mars Volta nicht erwarten kann: durch verdammte Tanzbarkeit dem Volk hinterrücks progressive Musik zu verpassen. Produziert wurde Werk Nummer drei wieder von Rick Rubin und Bandkopf/Gitarrist Daron Malakian, der sich dieses Mal ein paar mehr Gesangsteile zugeschrieben hat. Den verspielten Pathos von Serj Tankian bei Nummern wie „Cigaro“ erreicht er aber nie. Alles in allem bleibt es dabei: Diese Band ist eine wahre Freude, und – selten, aber wahr – wir sind schon jetzt gespannt auf „Hypnotze“, den zweiten Teil, der noch in diesem Jahr erscheinen soll.

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