Spooky Tooth – Spooky Two
Das Gesellenstück hatten sie, damals noch unter dem etwas präpotenten Band-Namen Art und unter der Fuchtel von Guy Stevens und Chris Blackwell, mit dem Album „Supernatunral Fairy Tales“ abgeliefert. Das klang schon absolut heavy (aber alles andere als schwermetallen), was sie aus der Young Rascals-Vorlage „Come On Up“ machten. Ein gewöhnungsbedürftiger, weil völlig origineller Gospel-Blues-Afro-Rock-Mix.
Zeichen von Reife und früher Meisterschaft demonstrierten sie unter dem neuen Namen Spooky Tooth. Mit der „Beat Combo“, die Mike Harrison 1963 unter dem Namen The VIPs gründete, hatte das um Gary Wright zum Quintett erweiterte Spökenzahn-Ensemble nichts mehr gemeinsam. Produzent Jimmy Miller verpaßte dem einen unverwechselbaren Doom & gloom-Sound, und diese Call-and-response-Duelle zwischen Harrison (schwerer Blues-Bariton) und Wright (viel Falsett) wurden sofort so etwas wie ihr geschütztes Warenzeichen. Zu majestätischer Größe (und niemand klagte damals über Hammond-Overkill!) entwickelte sich das schließlich bei „Spooky Two“. Für „It’s All About“ hatten noch Bob Dylan, Janis Ian und John D. Loudermilk (mit „Tobacco Road“, was sonst) Vorlagen geliefert, die man zu ganz neuer Kenntlichkeit umarrangiert hatte.
Für Spooky Two“ lieh man sich nur noch „Evil Woman“ von der zweite Canned Heat-LP. Gemütvoller Boogie war das allerdings nicht, sondern neun Minuten lang das ganz große Blues-Melodrama vom Weib, das der Teufel holen würde. Diesmal schrieb Gary Wright fast alle – und die Band die Arrangements kollektiv. Das waren große Balladen („Feelin‘ Bad“), wunderbare Psychedelica („I’ve Got Enough Heartache“), großartige Popsongs („That Was Only Yesterday“, ein Ohrwurm par excellence), besinnlicher Blues („Better By You, Better Than Me“) und am Ende das magnum opus „Hangman Hang My Shell On A Tree“, jetzt gut remastered vorliegend.