Simple Plan – Still Not Gettinq Any…
Knapp zwei Millionen Platten haben Simple Plan von ihrem 2003 erschienenen Album „No Pads, No Helmets, Just Balls“ verkauft und sich so ganz oben in der Riege der US-amerikanischen Mainstream-Punkrocks einen Platz frei gemacht Erstaunlich ist das auch deshalb, weil das Quintett um Pierre Bouvier und Chuck Comeau nicht aus L~A. sondern Montreal stammt – traditionell nicht eben ein heißes Pflaster für diese Art von musikalischem Leichtgewicht Weil Simple Plan also allein räumlich eine gesunde Distanz zur US-amerikanischen Westküste haben, mag es ihnen leichter gefallen sein, schon mit dem zweiten Album einen mutigen Schritt nach vorn zu gehen. Und nicht weniger zu tun, als eine musikhistorische Entwicklung zum vorläufigen Ende zu bringen, die 1994 mit Green Days „Dookie“ begann.
„Still Not Getting Any…“ ist nämlich die erste Platte, auf die man den Begriff Pop-Punk schreiben kann, ohne das abschätzig zu meinen oder die angebliche credibility des Künstlers in Frage zu stellen. Schon die ersten Lieder, „Shut Up!“, „Welcome To My Life“ und „Perfect Life“, hätten The Matrix sicher gern für Avril Lavigne geschrieben, und auch später schaffen sie immer wieder einen erstaunlich gut balancierten Zwitter zwischen Pop und Punkrock – oder dem, was man in den USA momentan so nennt.
Obwohl man die Teenie-Melodien und den Gefälligkeits-Punk von „Still Not Getting Any…“ nun freilich nicht mögen muß, ist man doch dankbar für die Klarstellung und die Demaskierung, die Simple Plan ihrem Genre beibringen. Und kommt nicht umhin, den Kanadiern einigen Respekt dafür zu zollen, daß sie ihre Sache mit deutlichem liedschreiberischen Talent und viel Elan auf den Punkt bringen.