The Go-Betweens – Oceans Apart
Robert Forster ist mittlerweile so lässig, daß er einen Geniestreich gleich ankündigt „Some songs will take your head off*, prophezeit er mit der Gelassenheit, die sein Namensvetter, der amerikanische Schauspieler, in Tarantinos „Jackie Brown“ demonstriert Forster, der australische Musiker, agiert mit derselben Würde, Selbstgewißheit und Gravität Seine Songs auf „Oceans Apart“ haben die Kennzeichen seiner besten Lieder: die Fiebrigkeit von „Warm Nights“ ebenso wie den Lakonismus von „Surfing Magazines“. Forster spricht die Worte mit fast aufreizender Deutlichkeit aus, er dehnt die Phrasierung, er genießt die Artikulation. Seine Zweizeiler sind beinahe Haikus: „Etterzhausen, Frankfurt central. here comes a city/ And why do people who read Dostoevsky always look like Dostoevsky?“ lautet eine Sentenz des Deutschland-Kenners im ersten Song der Platte.
Der stille Grant McLennan antwortet mit einem typisch bittersüßen, sentimentalen Stück, „Finding You“. Dann schlägt Forster wieder zu, mit einem von der Mandoline getriebenen Song und Background-Sängern, die am Ende „a-ha, yeah-yeah“ säuseln: „Born to a family/ A family of workers/ I was Square into the hole/ There was something in my soul“. McLennan antwortet mit dem herrlich elegischen „No Reason Tb Cry“ und herzzerreißendem Gitarrenspiel: „Been fifteen years since we last spoke/ The wounds have healed on my throat.“
Die beiden Go-Betweens überbieten sich also gegenseitig auf diesem „London-Album“, das von anderen Orten handelt – und diese Orte liegen allesamt in der Erinnerung. Im Zentrum der magischen Beschwörung der Vergangenheit steht „Darlinghurst Nights“, ein Song, so rührend wie ein Klassentreffen in einem Film, so schmerzlich, so gültig: „I opened a notebook, it read ‚Darlinghurst Years’/ I snapped it back but out jumped some tears/ I didn’t have to read it, it all came back.“ Das Lied schaukelt sich auf, Joe spielt das Cello in der Nacht: „And always the traffic, always the lights.“ Der Sänger ruft die Namen auf, „Marjorie and Kim, Andy and Clint“. Am Ende ein Wort: „Alright“ Dann schmettern Bläser los. Die Skizze „Lavender“, ein anheimelndes, unaufgeregtes Folk-Stück: „Everybody said that she’s good in bed/ Other people said that she’s well read/ She’s been to Sydney once, no more/ They poisoned her water and nailed the door.“ Das surrealistische „The Statue“ mit spöttischem John-Lennon-Hall auf dem Gesang, großer Melodie und Tonnen von Wehmut. Und schließlich das herrlich leichtsinnige McLennan-Liebeslied „This Night’s For You“ und die Pastorale „The Mountains Near Dellray“.
Der Kopf sitzt jetzt verkehrt herum.