Billy Idol :: Devil’s Playground
Zerschredderte Songs auf einem unwürdigen Comeback-Album.
Es ist ja schön zu sehen, daß Billy Idol offenbar wieder einigermaßen bei Sinnen ist, nach Karriereaus, Unfall, Überdosis und allerlei anderen Katastrophen. Immerhin ist das hier ein Mann, der dem Pop der 80er Jahre ein paar der besten Momente bescherte. „Rebel Yell“, „Eyes Without A Face“,“Flash For Fantasy“, selbst „Cradle Of Love“: Ein Lügner ist, wer über 30 ist und kein einziges nostalgisches Gefühl für diese Lieder hat. Nun sind hier auf „Devil’s Playground“, der weder erwarteten noch erhofften neuen Platte von Billy Idol durchaus ein paar Augenblicke, in denen das Charisma von früher zumindest erkennbar wird. Etwa bei „Rat Race“, wenn im Mittelteil die Gitarren herausfahren und Idol nach viel unnützem Gedröhne plötzlich mit einer kleinen Melodie dasteht und kurz über sich hinauswächst Durchaus auch im Opener „Super Overdrive“, einem so kraftvollen wie lustig überdrehten Punk’n’Roll-Cartoon – Idols ikonisches Phrasendreschen war ja schon früher immer auch ein guter Witz. Währen da nicht die blöde pumpenden Gitarren, könnte man auch „Scream“ auf der Haben-Seite verbuchen, weil Idol so schön brüllt und seine Stimme dabei noch erstaunlich gut im Griff hat. Aber dieses Lob ist gut gemeint. Beim nicht so wohlwollenden Hören fallen einem nämlich ganz andere Dinge auf: Daß der auch wieder ins Boot geholte Steve Stevens mit seinen immer breiten, unverbesserlichen Hardrock-Gitarren jeden zeitgemäßen – oder wenigstens zeitlosen – Ausdruck in seiner Metal-Fräse zerschreddert. Daß die neuen von Idol und Brian Tichy verfaßten Lieder oft arg an die Grenze des Lächerlichen gehen („Yellin‘ At The Xmas Tree“) und den Interpreten in ein sehr unvorteilhaftes, berufsjugendliches Licht rücken. Und daß es wohl schön ist, wenn ein altgedienter Künstler auf dem „Devil’s Playground“ wieder zu kreativem Glück findet – dieses kreative Glück aber ganz privat ist und für kaum jemanden sonst irgendeine Relevanz besitzt.