Stereophonics – Language. Sex. Violence. Other?
In Deutschland hat es nie so richtig hingehauen, in England schon eher. Die Stereophonics waren 1997 mit ihrem Debütalbum eine der ersten Bands auf Richard Bransons V2-LabeL Man wollte sie zu Königen aufbauen – schon allein weil der Chef zeigen wollte, dass er immer noch den Midas-Touch hat -, doch es fehlte an guten Ideen und den richtigen Songs. In den meisten Promo-Rundschreiben wurde deshalb die Jugendfreundschaft beschworen, die die drei Musiker aus Südwales verbindet. Doch solch herzerwärmende Geschichten heben wir uns für Musiker auf, deren Lieder wirklich berühren. Für Künstler, die Risiken eingehen.
Die Stereophonics sind auch auf ihrem fünften Album die gleichen lauwarmen Poser, die sie schon immer waren. Man hat das Gefühl, sie haben sich zuerst einen keck interessanten Titel ausgedacht – „Language. Sex. Violence. Other?“ und sich dann mit einem Stapel Platten ins Studio verkrochen. „What We All Want“ von Gang of Four hat ihnen scheinbar so gut gefallen, dass sich der Basslauf nun in „Brother“ wiederfindet. Am Ende des Stücks versucht Kelly Jones, der Sänger, noch mehr als sonst John Lennon zu imitieren, und der Chor verfällt dazu in einen „Sympathy For The Devil“ artigen Singsang. „Pedalpusher“ reitet auf dem nicht mehr ganz taufrischen New-Wave-Revival: abgehackte Gitarrenriffs, manierierter Gesang und ein paar crazy sounds. Die Gitarre, die „Lolita“ eröffnet, scheint direkt von Bowies „Heroes“ zu stammen aber vielleicht hatte Robert Fripp ja gerade ein bisschen Zeit und hat unsere Freunde im Studio besucht Um es kurz zu machen: Dieses „Rock’n’Roll“-Album ist vor allem eine Fleißarbeit. Es wird Musikliebhaber geben, die sich einen Spaß daraus machen, zu erraten, was woher geklaut ist Dass sich „Language. Sex. Violence. Other?“ schmerzfrei im Hintergrund dudeln lässt, ist eine angenehme Begleiterscheinung.