Doves – Some Cities
Der Mann, der die Doves aus Manchester jedes Mal wieder vor dem parfümierten Wolkensumpf rettet, ist der Schlagzeuger. Die schwärmerischen Klangspiele, das Domino mit Gitarren, die ihre Holzkörper abwerfen und als Schwaden durch den Raum dampfen, und dann das Schlagzeug, das die Wolken zertrennt und schwer schlägt wie ein Bullenherz. Man kann bei speziellen Discos Leute zu „Pounding“ richtig tanzen sehen, dem fantastischen Song von der letzten Doves-Platte „The Last Broadcast“, und auch die neue hat mit „Black And White Town“ ein solches Stück. Die Band ist im Hacienda-Club mit Techno aufgewachsen, hat früher selbst welchen gespielt, betont die Liebe zum Northern Soul, und man merkt das gelegentlich.
Es bleibt die gar nicht so müßige Frage, was man beim Anhören des ganzen Doves-Albums eigentlich tun solL „Some Cities“ ist natürlich eine Lümmel-Platte, Lounge-Musik für Britpop-Fans, die in einem Fall („The Storm“) sogar an das geschmäcklerische Franzosen-Duo Air erinnert, anderswo an den freundlichen Kitsch von ELO und die Chöre der guten Feen in Disney-Filmen. Vor allem daran, dass auch die Musik von Rockbands am Ende elektronische Musik ist.
Lustigerweise hört man trotzdem, dass die drei eben Strickjackenträger sind, bekennende Konservative, die am liebsten ganz einfache Lieder komponieren. Wer von den Doves auf der dritten Platte noch geniale Überraschungs-Schlenker erwartet, wird enttäuscht sein – die wenigstens produktionstechnischen Extravaganzen vom „Broadcast“ -Album, bei dem sie einen Gesang im Freien aufnahmen und Latin-Percussions einbauten, fehlen hier auch, abgesehen von ein paar Samples.
Eine Platte für Eskapisten und Shoegazer, die spätestens jetzt wissen, dass sie gemeint sind. Und ein weltvergessen schöner Herzstillstand in „Ambition“, wenn alles aufhört und nur die Bassgitarre dunkel weiterspielt. Guten Mittagsschlaf.