Head Automatica – Decadence

Ein gebeutelter Hardcore-Sänger sucht sein Heil in der Disco Was sich heutzutage schon so alles dekadent nennt So viel nimmt sich Daryl Palumbo gar nicht raus. Nicht mehr. Früher, als er mit seiner Rockband Glassjaw eine echte harte Alternative war und in den Fußstapfen der Deftones taumelte, da klang er teilweise tatsächlich ganz schön nassforsch. Ganze Alben schrie, seufzte und weinte er über seine Ex-Freundin, und der große Erfolg blieb wohl nur aus, weil er aus Krankheitsgründen Tournee um Tournee absagen musste.

Anstatt nun aber klischeegerecht in Selbstmitleid und Hass zu versinken, schockt der gute Mann Anfang 2005 mit Fröhlichkeit und Lebenslust. Denn was er mit Head Automatica, ein in Glassjaw-Fankreisen schon lange kursierender Name, überraschenderweise in die Welt kotzt, ist ein songorientiertes Dance-Album zum Feiern. Großteils mit Dan „The Automator“ Nakamura baute Palumbo eine neue Perspektive um seine markante Stimme, und das funktioniert erstaunlich gut: „Brooklyn Is Burning“ und „Please, Please, Please (Young Hollywood)“ sind Tanzflächenfüller, „Beating Heart Baby“ hingegen ein Gitarrenohrwurm fürs Radio. Wenn auch zeitweise noch etwas zu naiv und einseitig in der Groovesuche, so schlägt Palumbo doch eine teils euphorisierende Brücke zwischen Hardcore und Disko. Und propagiert ganz nebenbei eine neue Offenheit in der harten, jungen Musik. Eine mutige Platte eines tapferen Mannes.

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