Mathilde – Eine große Liebe :: Start 27. 1.
Der Franzose Jeunet ist ein moderner Märchenerzähler, dessen Hang zum Makabren und Bizarren lange allenfalls noch von Terry Giüiam oder Tim Burton erreicht wurde. Seit „Die fabelhafte Welt der Amelie“, einem unfassbaren Tanz verschrobener Kleinigkeiten mit der hinreißenden Audrey Tautou in der Titelrolle, ist er allerdings der erstaunlichste Gaukler und auch einzigartigste Bildermagier des Kinos.
Wieder mit Tautou hat er nun den bis heute teuersten europäischen Film gestemmt, der vom Prinzip her „Amelie“ ähnelt, jedoch vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges einen ernsteren Ton anschlägt Fünf französische Soldaten werden 1917 hilflos im Niemandsland zwischen den Schützengräben ausgesetzt weil sie sich absichtlich selbst eine Hand verstümmelt haben. In amüsanten und anekdotisch anmutenden Rückblenden werden die Delinquenten vorgestellt Und schon die Momente, in denen sie sich auf verschiedene Weise ihre Verwundungen zufügen, ist eine Gratwanderung zwischen grimmiger Verzweiflung und Groteske, die Jeunet bis zum herzerweichenden Schluß durchhält Alle fünf sollen bei dieser perfiden Strafaktion umgekommen sein, darunter der noch sehr junge Manech (Gaspard Ulliel). Allerdings glaubt dessen Verlobte Mathilde (Audrey Tautou), dass er noch lebt Sie engagiert einen Detektiv und befragt selbst Zeugen und Verwandte, um so Hinweise auf Manechs Verbleib zu erhalten. Obwohl ihre Suche immer wieder in einer Sackgasse landet findet sie dann ein Detail, das eine weitere Perspektive auf das Szenario eröffnet Jeunet inszeniert die melodramatische Geschichte knifflig wie ein Kriminalstück aus Zufallen, Aberwitz und frappierender Logik. In jeder Szene steckt ein Teil des Rätsels, das sich erst mit den vielen Figuren und Rückblicken auf das Leben und die Geheimnisse der Verurteilten auflöst Dabei paart Jeunet noch den bittersten Ernst mit drolligen Pointen, lässt er einen mit Helium gefüllten Zeppelin in einer Lazaretthalle aufsteigen und auf den Zünder einer Fliegerbombe drücken und wechselt er vom Gemetzel zwischen Matsch und Regen selbstverständlich zu idyllischen Sommerfarben. „Mathilde“ ist eine Wundertüte von erschlagendem Einfallsreichtum.