Grateful Dead :: Beyond Description
Zweiter Teil der definitiven Werkschau mit zehn Alben in der Box für die Ewigkeit.
Ob das eine weise Entscheidung war, dass die Grateful Dead nach dem Vorbild von Beatles, Stones und Zappa ihre eigene Plattenfirma gründeten, weil sie nicht mehr für „die von Bugs Bunny“ malochen wollten, ist eher zweifelhaft. In künstlerische Belange hatte ja schon vorher niemand dreingeredet. Von den Machinationen der Plattenindustrie hatte der von ihnen bestellte Geschäftsführer keinen blassen Schimmer. Das immer aufwendigere Bühnen-Equipment kostete Unsummen. Im Vergleich zum Tohuwabohu, das da jeden Monat hunderte auf den Scheck wartende Angestellte veranstalteten, war Apple selbst in chaotischsten Tagen eine Oase klösterlicher Ruhe und benediktinischer Wirtschaftsvernunft.
Trotz seines schlechten Umgangs (mit bestimmten chemischen Substanzen) war Jerry Garcia immer für ein paar wunderbare Ohrwürmer wie „Stella Blue“ oder „China Doll“ gut Aber das reichte nicht Sich in Seiten- und Solo-Projekten zu engagieren, anstatt alle Energie und alle guten Songs in die Band zu investieren, half auch wenig. Nach dem Ägypten-Trip war die Band total pleite und aus wirtschaftlichen Erwägungen zum Zweck der Konsolidierung gezwungen, für „Terrapin Station“ einen Erfolgsproduzenten anzuheuern. Fleetwood Mac-Mann Keith Olsen machte einen prima Job (auch wenn dessen High-Tech-Politur nicht unbedingt dem entsprach, was die Deadheads unter dem typischen Sound der Band verstanden), Lowell George beim folgenden „Shakedown Street“ weniger. Nach dem erstaunlich mainstream-rockigen „Go To Heaven“ (die Studio-Outtakes unter den Bonus-Tracks hier klingen mehr nach Grateful Dead als alle bekannten Sachen auf dem Album, einschließlich „Alabama Getaway“ und „Althea“!) waren sie aller Studio-Prozeduren so überdrüssig, dass sie knapp sieben Jahre zusammen nurmehr live auftraten.
Ein Ohrwurm von ähnlichem Kaliber wie Jessica“ von den Allman Brothers, wurde „Touch Of Grey“ ein veritabler Top 10-Hit Das Folge-Album zu ,Jn The Dark“ aber eine arg synthesizerlastige, mittlere, auch kompromisslerische Katastrophe. Den Titel dieses letzten gemeinsamen Albums überhaupt „Built To Last“ darf man nur insofern als prophetisch nehmen, als die Grateful Dead-Legende wohl durch weitere „Dicks Picks“-Folgen lebendig bleibt Auf dem Foto in den voluminösen Booklets dieses Box-Sets, auf dem sie mit den Goldenen Schallplatten für ihren Multimillionenseller abgelichtet zu sehen sind, schaut Garcia ziemlich irritiert bis amüsiert drein, während Phil, sonst der Mann am Bass, gerade mit dem Nachwuchs auf seinem Arm beschäftigt ist Ihre Platten hatten sogar zur Blütezeit der Band nie gewaltige Verkaufszahlen erreicht Dass die Aufnahmen wie bereits beim „Golden Road“-Sei mit den Aufnahmen der Warner-Ära erheblich besser überspielt kommen, versteht sich von selbst. Im Übrigen fand sich für jede der zehn Platten – auch die schwächste – ein Autor, der sich in längeren Liner Notes freundlich bis enthusiastisch dazu äußert Dagegen lässt sich Dennis McNally im Haupt-Essay nicht nur zwischen den Zeilen ab und an zu ein paar kritischen Anmerkungen hinreißen. Was man nebenbei auch noch staunend erfährt: Bob Weir soll bis heute der Meinung sein, dass die Grateful Dead einfach zu laut spielten.
Achtung, Deadheads: Wir verlosen ein Exemplar der 10-CD-Box sowie zehn Exemplare der Auswahl-CD „Selections From 3eyond Description'“. Bitte bis zum 17. Januar eine Postkarte an die Redaktion schicken, Stichwort: „Grateful Dead“.